Zeitungsgeschichten 

 

 

Der Weltmeister, der unerkannt bleiben wollte

2003 wurden die Deutschen Fußballfrauen bei der WM in den USA zum ersten Mal Weltmeisterinnen. Das Endspiel fand am 12. Oktober in der kalifornischen Stadt Carson statt, nur eine knappe Autostunde von meinen Verwandten Kathrin und Dieter Stute entfernt.

Nachdem der Einzug des deutschen Teams ins Finale gegen Schweden feststand, besorgte ich zwei Presse-Akkreditierungen für meinen Fotografen Dieter Stute und mich und flog nach Amerika. Am Vorabend des Endspiels bekamen wir zufällig zwei VIP-Tickets vom früheren Nationaltrainer der US-Fußballherren Bora Milutinović. Wie das kam, erzähle ich in der Geschichte über Ben Radencović. 

Eintrittspreise bis zu 500 Dollar

Mit den VIP-Karten gingen wir am nächsten Tag auf die “Prominenten-Tribüne“, die aber relativ leer blieb. Das Stadion war längst nicht ausverkauft. Bei Eintrittspreisen bis zu 500 Dollar kein Wunder, zumal die Enttäuschung bei den amerikanischen Fußballfans groß war, weil ihr Team nicht im Endspiel stand. Die hoch favorisierten US-Frauen hatten nämlich das Halbfinale gegen Deutschland mit 0:3 verloren.

Jürgen Klinsmann mit Familie

Wir warteten also auf den Anpfiff, als plötzlich ein bekanntes Gesicht wenige Meter neben uns auftauchte. Jürgen Klinsmann kam mit seiner amerikanischen Frau und seinen damals noch kleinen Kindern auf die Tribüne, um das Spiel zu verfolgen. Ich ging zu ihm, stellte mich als Redakteur der Ruhr Nachrichten aus Dortmund vor und bat um ein Kurzinterview und ein Foto.

Der Star bat um Zurückhaltung

Klinsmann war freundlich, aber sichtlich verlegen. Er wollte unerkannt bleiben. Er führe mit seiner Familie ein ruhiges Leben in der Nähe von Los Angeles, erklärte er mir. Dort wusste offenbar niemand, dass er ein Fußballstar und Weltmeister war. Er kicke so ein bisschen in einem Team mit Freunden und Nachbarn, wolle aber in Kalifornien keineswegs wieder ins Rampenlicht rücken. Er bat mich, dies zu akzeptieren und deshalb auch kein Foto zu machen, was ich respektierte.

Entscheidung durch Golden Goal

Das war natürlich sehr schade. Aber Dieter und ich wurden dann durch ein hochklassiges und spannendes Finale entschädigt, das die deutsche Mannschaft in der Verlängerung durch ein Golden Goal gewann. Ein Video zu diesem Spiel erscheint beim Klick auf das Jubelfoto der deutschen Mannschaft im Konfetti-Regen nach der Siegerehrung:

Siegerehrung für die deutschen Weltmeisterinnen nach dem Finalsieg am 12. Oktober 2003 gegen Schweden.                                                                                  Foto: Münch

 
 
 
 
 

 

Von 1987 bis 1998 absolvierte Jürgen Klinsmann 108 Spiele im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft und schoss dabei 47 Tore. Mehr Informationen über den Weltmeister von 1990 beim Klick auf das Bild.              Foto Flickr. Alle Rechte vorbehalten: Nader Davoodi

 

In Deutschland schon seit Jahren ein Star, lebte Jürgen Klinsmann in den USA lange Zeit  unerkannt. Sogar beim Finale der Frauen-WM 2003 in Kalifornien konnte er sich mit seiner Familie auf der Tribüne bewegen, ohne dass ihn jemand erkannte. Mit Ausnahme der beiden Fans auf dem unteren Bild. Das hat sich danach aber schnell geändert. Denn 2004 wurde Klinsmann Trainer der deutschen und 2011 dann Trainer der US- Nationalmannschaft.                                                   Foto: Flickr. Alle Rechte vorbehalten: Henry 仔
 
 
Dieter Stute (l.) und Matthias Münch am Stadion in Carson kurz vor dem Anpfiff des Endspiels der Frauenfußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Schweden am 12. Oktober 2003. 
 

Die letzten Spuren des Feuerwerks über dem Stadion in Carson nach dem Finalsieg des deutschen Teams. Ausführliche Informationen über die Weltmeisterschaft 2003 beim Klick auf das Bild.                         Foto: Münch

 

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!