Deutsche Post fährt mit Strom und baut selbst einen perfekten Elektro-Transporter: den StreetScooter

Lüdinghausen als Beispiel

Schon vor einigen Jahren begann die Deutsche Post mit der Umstellung ihres Fuhrparks auf umweltfreundliche Elektromobilität. Zunächst  stellte sie den Daily Iveco Electric in Dienst. Mittlerweile baut sie selbst einen Elektrotransporter in Serie und verkauft ihn auch an Dritte: den StreetScooter.

LÜDINGHAUSEN. Wenn der Postmann zweimal klingelt… Dann ist das in Lüdinghausen jetzt lauter, als wenn er mit seinem Auto durch die Straßen braust. Denn seit März fährt die Post hier elektrisch. Und das ist für Zusteller wie für andere Verkehrsteilnehmer eine Umstellung. Die neuen Autos von der Post hört man nicht. Und sie stoßen keine Abgase mehr aus.

Dieseltransporter ausgemustert

„Sieben Diesel-Transporter haben wir jetzt durch elektrische StreetScooter ersetzt“, erklärt Christoph Willmann, Teamleiter der Postzusteller in Lüdinghausen. Ein weiterer wird folgen. Dann bedient die Post ihre Kunden vor Ort mit acht sauberen E-Mobilen und nur noch drei schmutzigen Verbrennern. Eines Tages werden auch die verschwinden. Denn die nächsten Generationen der Ökomobile haben größere Reichweiten und genügen dann auch für die Brief- und Paketzustellung in den größten Postbezirken.

Zusteller haben mitgewirkt

Bei den Mitarbeitern des Gelben Riesen kommen die Autos bestens an. Denn sie durften bei der Entwicklung ein Wörtchen mitreden. Das hat sich gelohnt, weil dabei ein für die Zusteller optimales Fahrzeug mit richtiger Ladehöhe und glatter Ladefläche herausgekommen ist. „Es macht richtig Spaß, mit den StreetScootern zu fahren. In erster Linie sind sie für uns natürlich Arbeitsgeräte und als solche sehr gut geeignet“, versichert Christoph Willmann. Auch die bei Elektromotoren systembedingte Vollautomatik kommt ihm und seinen Kollegen bei den ständigen Stop-and-Go-Fahrten entgegen.

Geschichte des Post-E-Autos

Die Mitwirkung der Zusteller war möglich, weil die Post ihre Elektroautos selbst baut.  Wie es dazu kam, erläutert Pressesprecher Rainer Ernzer, der extra für uns aus Düsseldorf nach Lüdinghausen kam: „Eigentlich sind wir ja kein Autobauer, sondern ein Logistik-Unternehmen. Als wir vor einigen Jahren beschlossen haben, unsere Fahrzeugflotte umweltfreundlich umzubauen, haben wir zunächst die Elektrotransporter getestet, die auf dem Markt waren. Da war aber nichts für unsere Zwecke dabei.“ Dann sprach die Post die großen deutschen Autokonzerne an, für sie ein passendes Fahrzeug zu entwickeln. „Die winkten aber alle ab“, sagt Ernzer. „Einer wollte, dass wir uns mit einer Riesensumme an den Entwicklungskosten beteiligen.“

Startup von der RWTH Aachen

Auf der IAA in Frankfurt wurden die Postler dann auf die Firma StreetScooter aufmerksam. Dieses Startup, das an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entstanden war, hatte die gleichen ökologischen Vorstellungen wie der Bonner Logistiker. Es entwickelte die passgenauen Autos für die Post und wurde 2014 vom Konzern übernommen. Mittlerweile hat die kleine Hightech-Schmiede einen rasanten Aufschwung genommen.

Die Zauberformel 80 X 80 X 80

Im Jahr 2012 gingen die ersten StreetScooter mit dem Modellnamen „Work“ in Betrieb. Für diese Arbeitspferde ist 80 die Zauberzahl: 80 Pakete im Laderaum, 80 km/h schnell und 80 Kilometer Reichweite. Das genügt für die meisten Zustellbezirke. In Lüdinghausen hängen die Autos nach Feierabend an den Ladestationen auf dem Posthof. Die Zeit bis zum nächsten Morgen ist mehr als genug, um die Akkus wieder zu füllen.

   Technische Daten und Zahlen

Technische Details und Fakten zum StreetScooter gibt es auf einem Datenblatt der Post, das man mit einem Klick auf diesen Satz herunterladen kann.

        

 Drei Fragen an Post-Pressesprecher                       Rainer Ernzer:        

  1. Welches Klimaschutzziel verfolgt die Post mit ihrer Umstellung auf Elektromobilität?                         Ernzer: Ziel war es, unseren CO2-Ausstoß von 2007 bis 2020 um 30 Prozent zu senken.
  2. Ist das Ziel erreichbar?                                                    Ernzer: Wir haben es schon erreicht und uns darum ein neues Ziel gesetzt: 70 Prozent Reduzierung bis 2025. Im Jahr 2050 bringen wir die Emissionen auf Null.
  3. Die Post will den StreetScooter auch an Interessenten verkaufen. Wann geht das los?             Ernzer: Wir haben die ersten 50 Stück schon an einen Fischgroßhändler in Norddeutschland ausgeliefert. Das Interesse bei Firmen, Städten und Behörden ist  riesig. Wir müssen bei der Produktion jetzt die Balance finden zwischen Eigenversorgung und Verkauf.

Der StreetScooter fährt mit Ökostrom.    Foto: Münch

 

Neben dem Street-Scooter baut die Post jetzt auch noch zusammen mit Ford einen großen Elektro-Transporter auf der Basis des Transit. Mehr dazu beim Klick auf das folgende Bild:

Der elektrische Ford Transit.        Foto: Post/Ford

Nun will die Post mit ihren Elektroautos sogar fremden Schmutz aus der Luft holen. Mehr dazu beim Klick auf   Feinstaubfilter.

 

Das erste Video unten auf dieser Seite zeigt den Zusteller Christoph Willmann, der mit dem StreetScooter Work lautlos vom Posthof  in Lüdinghausen rollt.  Das zweite Video zeigt eine Fahrt mit dem Daily Iveco Electric, den die Post ebenfalls noch einsetzt.                                      Video 1: Münch / Video 2: Post

 

 

Zurück auf Start

 

Christoph Willmann, Teamleiter der Postzusteller in der Stadt Lüdinghausen, am Steuer eines StreetScooters. Foto: Münch

 

Ein StreetScooter an der Ladestation auf dem Hof der Post in Lüdinghausen.                                                            Foto: Münch

 

Ausreichend Platz für 80 Pakete: Christoph Willmann blickt in den Laderaum eines StreetScooters.                 Foto: Münch

 

Jeder Elektrotransporter der Post hat in Lüdinghausen seinen eigenen Ladeanschluss mit dem gängigen Typ 2-Stecker, den auch alle anderen deutschen Elektroautos verwenden.                                                                  Foto: Münch

 

Die StreetScooter Work L kann doppelt soviel laden wie sein älterer, aber kleinerer Bruder StreetScooter Work.  Foto: Post

 

    Rasanter Aufschwung 

  • Mitte 2017  gehörten 2750 StreetScooter Modell „Work“ zum 34000 Pakettransporter großen Fuhrpark der Deutschen Post. Im Münsterland fahren sie außer in Lüdinghausen auch schon in Dülmen, Neuenkirchen, Ahaus und Billerbeck. Ascheberg soll bald folgen.
  • Im Jahr 2017 kommt das Modell „Work L“ auf die Straßen. Es hat mit acht Kubikmetern Laderaum doppelt so viel Platz wie der Vorgänger und eine Reichweite von 100 Kilometern. In anderthalb Jahren werden auch die großen DHL-Fahrzeuge durch eine StreetScooter-Version mit 20 Kubikmeter Ladevolumen ersetzt. Die heißen dann „Work XL“.
  • Ebenfalls im Jahr 2017 will die Post die Produktionskapazität ihres E-Transporters verdoppeln. Bis Ende des Jahres soll die Produktion von 10.000 auf bis zu 20.000 gesteigert werden. Dazu wird ein zweiter Produktionsstandort in der Nähe von Aachen in Betrieb genommen.
  • Mindestens die Hälfte der diesjährigen Jahresproduktion ist für den Verkauf an Dritte bestimmt. Die Preise für den StreetScooter Work beginnen ab 32.000 Euro. Durch seine Modulbauweise kann der elektrische Lastesel auch mit einer Ladepritsche, als Kipper und mit anderen Funktionen produziert werden. Der erste Großkunde ist ein Fischgroßhändler in Norddeutschland. Er hat 80  StreetScooter mit einer Kühlanlage bestellt. Die ersten 50 Stück wurden bereits ausgeliefert. Mehr Informationen dazu beim Klick auf das Bild:

             

 

Der Daily Iveco Electric gilt mit Fug und Recht als Dinosaurier unter den größeren Stromern. Denn  er ist mit Abstand der älteste. Iveco entwickelt und verkauft seit 1986 Elektrotransporter und ist deshalb auf diesem Sektor Pionier. In Deutschland wird der elektrische Iveco vor allem bei der Deutschen Post DHL eingesetzt. Ab 2018 wird die Post den Iveco durch ihren eigenen großen Elektrotransporter ersetzen: den StreetScooter Work XL

Solche  Daily Iveco Electric  sind bei der  Deutschen Post im Einsatz. Ab 2018  werden sie  durch den  StreetScooter Work XL ersetzt                                                                Foto: Post/DHL

 

    Artikel in den Ruhr Nachrichten

Dieser Bericht erschien auch in den Ruhr Nachrichten. Hier hibt es einen Link zur Online-Version und eine pdf-Datei des Print-Arikels zum Download:

       Online-Artikel                 Print-Artikel

 

Zwei Elektroautos am Rilkeweg in Drensteinfurt: der Streetscooter von der Post und die Zoe des Verfassers dieser Homepage. Man erkennt sie am Großbuchstaben E am Ende des Nummernschildes.                Foto: Münch

                    

Video 1: Der StreetScooter in Lüdinghausen

 

Video 2: Der Daily Iveco Electric

             

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!