Zeitungsgeschichten 

 

 

Ampera-e sollte die Elektromobilität zum Durchbruch bringen. Doch dann kam leider alles anders  

Zwei Dutzend Serienmodelle von Elektroautos wurden im Jahr 2016 und Anfang 2017 auf dem deutschen und auf dem europäischen Markt angeboten. Allmählich stiegen die Zulassungszahlen. Allerdings auf niedrigem Niveau. Den eigentlichen Durchbruch für den E-Antrieb sollte ein Modell aus dem Hause Opel bringe: der Ampera-e.

Diesen Anspruch machte Opel dem amerikanischen E-Pionier Tesla streitig, der mit seinem neuen Model 3 den Massenmarkt erobern will. Doch dann kam alles anders. Der amerikanische Mutterkonzern General Motors verkaufte die Marke Opel an die französische PSA-Gruppe. Und die verabschiedete sich bereits nach einigen vom Ampera-e. Mehr dazu in folgenden Bericht:

Aus für den Ampera-e

Immerhin ein kleiner Trost: Baugleich mit dem Ampera-e ist der von General Motors entwickelte Chevrolet Bolt. Und der wird  in den USA weiter produziert.

Getestet und für gut befunden haben wir den Ampera-e noch vor dem Abgesang. Denn das Autohaus Rüschkamp mit seinen Filialen in Lünen, Werne, Selm, Dortmund und Lüdinghausen hatte noch eines der wenigen Exemplare bekommen, die in Deutschland ausgeliefert wurden. Hier unser Testbericht:

Wie weit kommt er tatsächlich?

Da wollten wir nicht länger warten und nahmen das Elektroauto zwei Tage lang unter die Lupe. Unser zweiköpfiges Testteam bestand aus Manfred Kunz, KFZ-Meister und ehemaliger „Gelber Engel“ des ADAC, sowie Matthias Münch, Autor dieser Webseite. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren alle anderen elektrischen PKW getestet. Nun wollten wir die Alltagstauglichkeit des Ampera-e erkunden. Vor allem wollten wir herausfinden, ob er wirklich sein größtes Versprechen halten kann: eine Reichweite von über 400 Kilometern mit nur einer Batterieladung. Das können sonst nur die Tesla-Modelle, die allerdings zwei- bis dreimal so teuer wie der Opel sind.

Auf allen Straßentypen gefahren

Für unseren Test fuhren wir von Lüdinghausen über Selm, Lünen und Werne, von dort zum Rastplatz Rhynern Nord auf der A2 und dann von Hamm nach Münster. Dabei waren alle Streckentypen: Land- und Bundesstraßen, Autobahn und Stadtverkehr, Stau und freie Fahrt. Für die Strecke hätte eine Batterieladung völlig ausgereicht. Wir wollten aber auch die Ladeinfrastruktur unter die Lupe nehmen. Deshalb luden wir unterwegs testweise an Stromtankstellen in vier Städten und einmal auf der Autobahn. Es klappte reibungslos mit einer Ausnahme. Nur in Lünen blockierte ein Tesla die Säule, obwohl er gar nicht mehr lud, als wir dort ankamen.

Enorme Beschleunigung

Beim ersten Tritt auf das Strompedal war Experte Manfred Kunz sofort elektrisiert: Der Opel beschleunigt enorm aus dem Stand. Auf den ersten 50 Metern würde er die meisten Sportwagen stehen lassen. Von null auf 100 braucht er sieben Sekunden. „Das ist Wahnsinn“, entfährt es Kunz. „Außerdem liegt das Auto wie ein Brett auf der Straße. Lenkung und Bremsen sprechen direkt an.“ Manfred Kunz weiß wovon er spricht und womit er vergleichen kann. Vor seiner Laufbahn beim ADAC hat er in Düsseldorf Ferrari und Lamborghini repariert.

Optimale Straßenlage

Zügig, sicher und völlig leise zieht er mit unserem E-Auto durch jede Kurve. Es hat eine so gute Straßenlage, weil das schwere Batteriepaket im Unterboden sitzt und für einen optimalen Schwerpunkt sorgt. Die Bilder der Panoramakamera und der über das Smartphone laufenden Navigation sind auf dem großen Display sehr gut zu erkennen.

Wirklich 400 Kilometer im Akku

Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Ampera allein auf der A1 nach Wuppertal gefahren. Am Ende der Testfahrten haben wir 273 Kilometer zurückgelegt und dabei 40,4 Kilowattstunden Strom verbraucht. Da der große Akkublock 60 Kilowattstunden fasst, kamen wir auf eine durchschnittliche Reichweite von 404 Kilometern. Dabei sind wir nicht langsam gefahren, auf der Autobahn über 150 km/h. Die Klimaanlage lief permanent auf Hochtouren. Die in der Werbung angepriesenen 500 Kilometer lassen sich allerdings nur erreichen, wenn man mit 80 km/h über die Straßen zockelt. Sie wurden mit dem gesetzlich zulässigen, aber völlig weltfremden NEFZ-Test ermittelt, mit dem alle Autokonzerne ihre extrem geschönten Verbrauchs- und Abgaswerte errechnen.

Viel weiter als Golf und B-Klasse

Mit einer Batterieladung kommt der neue Ampera mehr als doppelt so weit wie seine deutschen, in der Größe vergleichbaren Konkurrenten: der E-Golf und die elektrische B-Klasse von Mercedes. 

Schnell und langsam laden

Zum Volltanken der komplett leeren Batterie braucht der Ampera an der normalen Haushaltssteckdose einen Tag und eine Nacht. An einer Schnelllade-Station werden 80 Prozent der Kapazität in einer Stunde erreicht. Das funktioniert. Wir haben es am Rastplatz Rhynern Süd erlebt. Einfach Stecker rein und los. Obendrein war es kostenlos.

 

Der Ampera-e in der Heckansicht.    Foto: Münch

 

Der Ampera-e von vorne.                   Foto: Münch

 

Die Navigation läuft über das Smartphone, zum Beispiel mit Google Maps. Dazu wird das Telefon per USB-Kabel mit dem Computer im Auto verbunden.                                           Foto: Münch

Hier noch eine Ampera-e-Story

Zurück auf Start

 

Teresa Beerens, Mitarbeiterin im Autohaus Rüschkamp in Lüdinghausen, übergibt den Opel Ampera-e für die Testfahrten an Reporter Matthias Münch.     Foto: Dobratz

 

KFZ-Meister Kunz beim Laden des Ampera-e an der öffentlichen Stromtankstelle der Firma innogy auf dem Willi-Brandt-Platz in Selm.                                Foto: Münch

 

Manfred Kunz nimmt den Motorraum des Elektroautos in Augenschein.                                                     Foto: Münch

 

KFZ-Meister Kunz beim Laden des Ampera-e an der öffentlichen Stromtankstelle auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Werne.                                                   Foto: Münch

 

Auf dem Parkplatz am Kino in Lünen war die öffentliche Stromtankstelle der Stadtwerke Lünen von einem Tesla blockiert. Der hatte zwar sein Kabel eingesteckt, lud aber gar nicht mehr, als wir dort ankamen. Wir konnten uns zumindest die Schukosteckdose an der Säule freischalten lassen, was aber sehr langsames Laden bedeutete.                                                           Foto: Münch

 

Die öffentliche Ladesäule der Stadtwerke Lünen auf dem Parkplatz am Lünener Kino.                             Foto: Münch

 

Manfred Kunz am Steuer des Ampera-e.         Foto: Münch

 

Fahrt auf der A2 kurz vor der Raststätte Rhynern Süd, wo wir die Schnellladestation ansteuerten.          Foto: Münch

 

Volle Ladung in einer Stunde: Testfahrer Kunz beim „Betanken“ des Elektroautos an der Schnellladestation am Autobahnrastplatz Rhynern Süd.               Foto: Münch

 

Manfred Kunz beim Laden des Ampera-e an der Stromtankstelle am Bahnhof Drensteinfurt.   Foto: Münch

 

Die wichtigsten Daten

  • Sitzplätze: 5
  • Laderaumvolumen: 381 bis 1274 Liter
  • Länge: 4,17 Meter
  • Akku: 10 Batteriemodule im Unterboden
  • Drehmoment: maximal 360 Newtonmeter
  • Leistung: 204 PS
  • Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 156 km/h
  • Reichweite: 500 km bei langsamer, 400 km bei normaler, 300 km bei rasanter Fahrt 
  • Schnellladung an 50 kw-Stationen mit dem CCS-Standard: < 1 Stunde für 80 %
  • Öffentliche Ladestation oder heimische Wallbox: 8 Stunden für Komplettladung 
  • Haushaltssteckdose: 25 Stunden
 

       

     Den folgenden Bericht über die Vorstellung des Ampera-e        beim Pariser Autosalon schrieb ich im Oktober 2016: 

Zauberzahl 500 - Große Reichweite in der elektrischen Champions League

Paris. 60 Kilowattstunden Batterieladung mal 204 PS Motorleistung größer/gleich 500 Kilometer Reichweite. Mit dieser Zauberformel elektrisiert Opel die rasant wachsende Fangemeinde der Elektromobilität. Denn das soll der neue Ampera-e tatsächlich im normalen Straßenverkehr schaffen.

Und damit klar wird, dass dies kein Fantasiewert vom  Rollenprüfstand ist, eröffnete Opel seine Weltpremiere des Ampera-e auf dem Autosalon in Paris Ende September 2016 mit einem Paukenschlag. Das Auto rollte von London aus 417 Kilometer bis zur Pressekonferenz auf dem Messegelände in der französischen Hauptstadt mit einer Batterieladung. Und hatte bei der Ankunft noch 80 Kilometer Rest auf der Reichweitenanzeige. Das überzeugte viele der Journalisten. Opel-Pressesprecher Alexander Bazio erklärte, dass es eine moderate Fahrt war und das Tempo auch auf der Autobahn 100 km/h nicht überschritt. Aber auch bei flotterer Fahrweise verspricht Bazio mehr als 400 Kilometer Reichweite. Dies könne bald jeder Kunde am Steuer des neuen Wagens selbst nachvollziehen.

Verkauf ab Frühjahr 2017

Ab Frühjahr 2017 wird das Auto in Deutschland verkauft. Zum Jahreswechsel 2016/17 soll bekannt gegeben werden, was es kostet. Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass für die Grundversion um die 35000 Euro aufgerufen werden. Das wäre die Preisklasse, in der auch der BMW i3, der e-Golf und Teslas Model 3 zu finden sind. Doch der Ampera-e bietet viel mehr Platz und noch etwas mehr Motorleistung als der BMW. Er bietet viel mehr Leistung und noch etwas mehr Platz als der Golf. Und in puncto Reichweite lässt er beide Konkurrenten um ein Vielfaches hinter sich.

Viel früher als Teslas Model 3

Bleibt zum Vergleich nur noch das von Tesla angekündigte Model 3. Auch dies soll mit einer 60 Kilowattstunden fassenden Batterie ausgestattet werden. Aber die Produktion startet erst Ende 2017. Zuerst wird der US-Markt bedient. Wann der „Volkstesla“ nach Deutschland kommt, steht in den Sternen. Das gilt auch für die deutschen Hersteller von VW über Audi bis Mercedes, die mittlerweile alle in die elektromobile Champions League wollen, aber frühestens in drei bis vier Jahren soweit sind.

Auf dem Weg zur Pole Position?

Bis vor einem Jahr war diese Champions League noch Teslas eigene Liga mit Modellen von 75.000 bis über 120.000 Euro. Diese Zeiten sind nun vorbei. Mit dem Ampera-e steigt Opel in Sachen Reichweite und Alltagstauglichkeit in die Champions League auf. Und könnte dort gleich an die Spitze stürmen, wenn der Preis tatsächlich im vermuteten Rahmen bleibt.

Solider Kompaktwagen mit Platz

Probe fahren konnten wir den Ampera-e bei der Pariser Automesse leider noch nicht. Aber immerhin intensiv in Augenschein nehmen. Der erste Eindruck: Es gibt ihn wirklich und er sieht richtig gut aus. Nicht futuristisch wie der BMW i3, sondern solide wie ein moderner Kompaktwagen, der er ja auch sein soll. Obwohl die Außenmaße etwas kleiner sind als beim Golf, gibt es innen mehr Platz.

In Deutschland optimiert

Das ist möglich, weil Opel und die Konzernmutter General Motors mit dem Ampera-e und dem fast baugleichen Bruder Chevrolet Bolt die Vorteile eines reinen Elektroautos konsequent genutzt haben. Es braucht viel weniger Teile als ein Wagen mit Verbrennungsmotor. Und das erlaubt mehr Spielraum für den Komfort der Passagiere. Weniger Teile bedeutet darüber hinaus auch weniger Verschleiß, was sich günstig auf die Wartungs- und Reparaturkosten auswirken dürfte. Opel betont im Übrigen, dass der Ampera-e wohl mit dem Chevrolet Bolt eng verwandt, aber doch durch deutsche Ingenieurskunst optimiert worden sei.                  

Blick ins Cockpit durch die Seitenscheiben, einmal von der linken Seite (Bild oben) und einmal von der rechten Seite (Bild unten).                       Fotos: Münch

 

Eine weitere Version dieses Berichts erschien auch im Blog für Elektromobilität des Autohauses Rüschkamp. Einfach hier klicken.

 

Ein paar bewegte Bilder

Ein Video des Autors dieser Webseite von der Präsentation des Ampera-e in Paris kommt beim Klick auf das folgende Bild:

             

------------------------------------------------------------------

Zum Animationsfilm, mit dem Opel den Ampera-e in Paris präsentierte, geht es mit einem Klick auf das folgende Bild:

           

------------------------------------------------------------------

 

Die Zauberzahl 500. Mindestens so viel Reichweite verspricht Opel mit einer Akkuladung im Ampera-e.                Foto: Münch

 

Der Autor dieses Artikels am neuen Opel Ampera-e beim Pariser Autosalon 2016.                                              Foto: Münch

 

 
Die Fahrerseite des Ampera-e.                                   Foto: Münch
 
 

Der neue Opel Ampera-e auf dem „Präsentierteller“ beim Pariser Autosalon 2016.                                              Foto: Münch

 

 
Die Lithium-Ionen-Batterie mit 60 Kilowattstunden ist im Unterboden verbaut.                                                   Foto: Münch
 
 

Der Schriftzug des neuen Autos am Heck.              Foto: Münch

 
 
Ein Blick von vorn auf den Ampera-e.                      Foto: Münch
 
  -------------------------------------------------------------------------------

Die nächsten drei Bilder stammen aus dem Film zum Ampera-e beim Autosalon in Paris          Fotos: Münch

 
 
 
 
 

 
Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!