Zeitungsgeschichten 

 

Alles wie aus einem Guss

Die Sonne liefert Strom für das Haus und das E-Auto an der Brede. Hier an der Ostseite sind nur drei Module auf dem Dach. An der Südseite sind es sieben und an der Westseite 18, jedes Modul mit maximal 330 Watt Leistung.

Die Sonne lädt das Elektroauto

PV-Anlage, e-Go Live und Speicher unter einem Dach

Alles ist wie aus einem Guss: Stromerzeugung, Verbrauch und Speicherung, Regeltechnik und als Prunkstück: das Elektroauto. Das gibt es bei der Familie Beyer in Drensteinfurt.

Die Photovoltaik-Anlage auf dem Haus Auf  der Brede fängt die Sonne von früh bis spät ein. Module auf der Ost-, Süd und Westseite des Daches wandeln das Licht in Strom um. Der fließt bei Bedarf ins E-Auto in der Garage oder in die große Speicherbatterie im Keller. Erst wenn alle Akkus gefüllt und alle Elektrogeräte im Haus versorgt sind, wird die überschüssige Energie automatisch ins öffentliche Netz geleitet. Das ist aber wirklich die letzte Option, weil die Einspeisevergütung nur noch gering ist. Selbst erzeugen ist dreimal günstiger als Strom kaufen.

Moderne Steuertechnik

Abgerundet wird das Paket durch Solarkollektoren zur Wassererhitzung, einen großen, 500 Liter fassenden Warmwasserkessel und einen Kaminofen mit Holzfeuerung, der an den Heizkreislauf angeschlossen ist. Hexenwerk ist das ganze dank moderner Steuertechnik mittlerweile nicht mehr. Ralf Beyer hat regelmäßig zwei Displays im Blick. Das eine sitzt am Stromspeicher im Keller, das andere an der Wallbox, dem Autoladegerät in der Garage. Dort wird angezeigt, wieviel Strom bereits produziert wurde, wieviel aktuell erzeugt wird und wo er gerade hinfließt. Viele Daten kann Beyer auch per Fernabfrage auf seinem Smartphone ablesen. Und der Clou: Die Anlage schaltet selbstständig auf Notstromversorgung, falls das Netz mal ausfällt.

Blauer Spaß vom Startup

Alles modern und ökologisch vernünftig. Zum großen Spaß wird das Ganze aber erst dank eines metallic-blauen Hinguckers mit 77 PS.  Er heißt e.Go Life und kommt von der Firma e.Go Mobile AG aus Aachen.  Das Startup entstand an der dortigen technischen Universität. Im März haben die Beyers das Elektroauto mit der Produktionsnummer 448 in Aachen abgeholt. Damit waren sie weltweit unter den ersten 500 Kunden.

Perfekte Straßenlage

Mit seinen breiten Reifen und dem schweren Akkublock im Boden hat der Kleinwagen eine perfekte Straßenlage. Er fährt leise und – elektrotypisch – äußerst zügig. Im Sommer schafft der e.Go innerstädtisch fast 200 Kilometer mit einer Batterieladung. Im Winter und auf der Autobahn sinkt die Reichweite deutlich ab. Auch das ist bei Elektrofahrzeugen noch normal. Es ändert sich aber möglicherweise bald mit den neuen Festkörper-Akkus.

Der e.Go fährt autark

Ralf Beyer und seine Frau Ursula nutzen den Wagen ausschließlich für Fahrten im Nahbereich, also nach Ahlen, Hiltrup oder Münster. Deshalb wird er immer zu Hause geladen, bisher zu fast 100 Prozent aus der eigenen PV-Anlage. Diese mit dem Elektroauto bereits erreichte  Autarkie ist das Ziel für den Stromverbrauch im ganzen Haus. Das sind zwei Haushalte mit insgesamt fünf Personen.

Investitionen lohnen sich

Vor einigen Jahren war das noch ein Traum für wohlhabende Technikfreaks, die sich die „Spielereien“ einiges kosten ließen. Inzwischen liegt das aber in einem überschaubaren Rahmen. Alle Komponenten einschließlich E-Auto sind bewährt und günstig in der Wartung. Die Investitionen werden sich nach einigen Jahren amortisieren.


Ralf Beyer an der Wallbox in seiner Garage. Hier wird das Elektroauto immer geladen.                                 Foto: Münch

 

Das digitale Display der Wallbox liefert Infos zum Ladevorgang.        Foto: Münch

 

18 Photovoltaik-Module liegen auf der Westseite des  Hauses.         Foto: Münch

Ralf Beyer mit seinem e.Go Life, in dem vier Personen Platz finden.                       Foto: Münch

 

Vor allem am Heck ist das Elektroauto ein echter Hingucker.                                          Foto: Münch

 

Der Speicherblock im Keller des Hauses. Hier kann Ralf Beyer auf dem Display (unten in Großaufnahme) ablesen, wieviel Strom bereits produziert wurde, welche Menge aktuell erzeugt wird und wohin der Strom fließt.      Fotos: Münch

 

An der Schokoladenseite, also auf dem Süddach des Hausess, liegen elf Sonnenkollektoren. Davon wandeln sieben PV-Module das Licht in Strom um. Die vier großen oberen Elemente sind Warmwasser-Kollektoren.                  Foto: Münch

 

Ralf Beyer am Steuer seines e.Go.   Foto: Münch

 

Der Umwelt zuliebe: Ökonomie und Klimaschutz im Einklang

Natürlich haben wir vor der Installation der Photovoltaik-Anlage im Sommer 2019 eine Wirtschaftlichkeitsberechnung gemacht“. erklärt Ralf Beyer. Diese ging allerdings noch von ganz anderen Faktoren aus als jetzt mit dem e-Go Live: eine damals höhere Einspeisevergütung, ein niedrigerer Preis des eingekauften Stroms und insgesamt viel weniger selbst genutzter Strom. Ein Elektroauto war zwar schon geplant, floss aber bei der Berechnung aufgrund fehlender Zahlen nicht mit ein. Das Elektroauto ersetzte einen alten VW Golf 3 Benziner, den die Familie sonst für vergleichbare Strecken im Nahbereich nutzte. KFZ-Steuern und andere Betriebskosten entfallen nun im Wesentlichen. E-Autos sind zehn Jahre lang von der Steuer befreit. Die ursprüngliche Amortisationszeit der PV-Anlage samt Speicher und Regeltechnik betrug 17 Jahre. Sie könnte sich mit dem Elektroauto nun auf acht bis neun Jahre reduzieren.

Der ökologische Fußabdruck

Weitere größere Kosten für die PV-Anlage dürften bis dahin nicht entstehen, da Ralf Beyer dafür eine zehnjährige Systemgarantie besitzt. Jede selbst genutzte Kilowattstunde verkürzt die Amortisationszeit. Aber das ist für Ralf Beyer nicht entscheidend, wie er sagt: „Ich denke, das Wichtigste ist der eigene ökologische Fußabdruck, den man hinterlässt. Diesen sollte jeder so klein und gut hinterlassen wie er kann.“

 

 

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