Warum fährt der Stellvertreter des Generalvikars elektrisch?

Interview mit Dr. Jochen Reidegeld

 

Münster. Für Dr. Jochen Reidegeld, stellvertretender Generalvikar im Bistum Münster, gehört zur Bewahrung der Schöpfung auch ein nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen und Energie. Deshalb fährt er seit Mai 2016 ein Elektroauto. Ich sprach mit ihm über seine Beweggründe und seine Erfahrungen mit dem E-Fahrzeug.

 

Welches Elektroauto fahren Sie?

Reidegeld: Es ist ein Opel Ampera. Das Auto habe ich gebraucht vom Autohaus Rüschkamp in Lüdinghausen gekauft. Dessen Chef Joan Hendrik Rüschkamp schätze ich sehr als jahrzehntelangen Förderer von erneuerbaren Energien und Elektromobilität.

 

Wie gefällt Ihnen bisher das elektrische Fahren?

Reidegeld: Zuerst mal ist es ein tolles Erlebnis, ein total entspanntes Fahren. Man gleitet dahin. Auf kurzen Strecken ist der Wagen sehr spritzig. An der Ampel könnte man die meisten anderen Autos locker stehen lassen. Auf Langstrecken muss man seinen Fahrstil anpassen. Man lernt sparsames Fahren.

 

Wie weit kommen Sie mit dem Auto?

Reidegeld: Kurz- und Mittelstrecken sind problemlos. Je nach Fahrweise und Außentemperaturen schaffe ich zwischen 50 und 75 Kilometern. Das reicht für den Alltagsgebrauch immer aus. In der Garage hier in Münster lade ich die Batterie in drei bis vier Stunden wieder auf. Für längere Strecken, zum Beispiel nach Köln oder Berlin, habe ich den Range Extender. Das ist ein kleiner Benzinmotor, der die Batterie unterwegs auflädt. Angetrieben wird das Auto immer elektrisch.

 

Welche Reaktionen erleben Sie auf das Auto?

Reidegeld: Manche reagieren genauso wie ich am Anfang und denken: innen Öko, außen Angeber. Das liegt an der schnittigen Form des Autos, das wie ein Sportwagen aussieht. Generell sind die ersten Reaktionen sehr positiv. Doch dann kommen schnell die Bedenken  wegen mangelnder Reichweite oder langer Ladezeiten. Und die Fragen, ob diese Autos wirklich so umweltfreundlich sind.

 

Was antworten Sie dann?

Reidegeld: Wenn man jetzt nicht solche Autos fährt, die natürlich noch nicht perfekt sind, dann wird es hier keinen Fortschritt geben. Es muss Pioniere geben, um eine gute Sache  durchsetzungsfähig zu machen. Um zum Beispiel den Weg dafür zu bereiten, dass es bald noch bessere Elektroautos gibt und die dann auch genutzt werden.

 

Meinen Sie Autos wie den Nachfolger Ihres Modells, den Ampera-e, der rein elektrisch fährt und mit einer Ladung fast 400 Kilometer schaffen soll?

Reidegeld: Ja genau. Mit den Elektroautos der nächsten Generationen wird die Reichweite kein Problem mehr sein. Aber dann ist es auch wichtig, dass der Strom dafür möglichst regenerativ erzeugt wird. Auch hier muss noch deutlich mehr getan werden. Gegen die ganze  Energiewende gibt es noch immer viel zu viele Widerstände.

 

Warum ist Ihnen das Thema Energie so wichtig?

Reidegeld: Weil es ein zutiefst christliches Anliegen ist. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist die einzige Möglichkeit, um unsere Erde vor der kompletten Zerstörung zu bewahren. Die Bewahrung der Schöpfung ist Aufgabe des einzelnen und der Gesellschaft. Der übermäßige Energieverbrauch ist für uns in Europa vielleicht nur mit gewissen Risiken verbunden. Aber in anderen Teilen der Welt sterben dafür Menschen. Bei der Ölgewinnung werden riesige Landschaften verseucht. Die Ausbeutung der Natur geht auf Kosten der Armen. Deshalb hat eine Änderung unseres Umgangs mit Energie eine gewaltige soziale Dimension.

 

Wie es aussieht, nutzen Sie Ihr Elektroauto auch als Werbeträger. Warum ist es mit dem Schriftzug „Marathon der Hoffnung“ beklebt?

Reidegeld: Das ist noch die Werbung für die Aktion von roterkeil.net beim Münster Marathon am 11. September. Da bin ich mitgelaufen und da haben wir Spenden für unser Netzwerk gegen Kinderprostitution gesammelt.

Dr. Jochen Reidegeld mit seinem Elektroauto vor dem Dom zu Münster.                                                       Foto: Münch

 

Stromstecker statt Benzin-Zapfhahn: Hier lässt Jochen Reidegeld die Elektronen in sein Auto fließen.  Foto: Münch

 

 Zur Person

Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld wurde 1969 in Greven geboren. Nach seiner Priesterweihe war er von 1996 bis 2000 Kaplan in Olfen und danach in Senden. Bei einem Urlaub 1999 auf Sri Lanka wurde er mit organisiertem Kindesmissbrauch konfrontiert. Als Reaktion darauf gründete er das Netzwerk roterkeil.net gegen Kinderprostitution, wofür er 2013 das Bundesverdienstkreuz bekam. Das Netzwerk besteht aus einer Vielzahl von Menschen, unter anderem prominente Fußballer, und hat Ortsgruppen in verschiedenen Städten im Münsterland und im Ruhrgebiet. Seit 2010 ist Dr. Jochen Reidegeld stellvertretender Generalvikar des Bistums Münster.

Das Elektroauto war einige Wochen lang mit Werbung für die Aktion des Netzwerks roterkeil.net beim  Münster Marathon beklebt.                                                  Foto: Münch

 

Hier geht es zur Internetseite von

roterkeil.net

 

Auch in Cappenberg gibt es einen katholischen Pfarrer, der ein Elektroauto fährt. Beim Klick auf das Bild unten gibt es dazu die Informationen.      

                             

 

Video: Der Ampera fährt über den Domplatz

 

 

Dieser Bericht erscheint auch im

Blog der Firma Rüschkamp für Elektromobilität

Außerdem erschien das Interview in der Druckausgabe der Ruhr Nachrichten. Hier die PDF-Datei zum Download:         Reidegeld.pdf

Zurück auf Start

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!