Die Zeiten ändern sich zu Gunsten des Elektroautos

Interview mit Manuel Dobratz

und

Vortragstermine des Experten

Seit wann gibt es Elektroautos? Welche Bedeutung haben sie heute? Wie sieht die Zukunft aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Drensteinfurter Manuel Dobratz schon seit Jahren. Der gelernte Informatiker ist so tief und umfassend in die Materie eingestiegen wie wenige andere. Zuletzt hielt er Vorträge zum Thema Elektromobilität im Bürgerhaus Alte Post in Drensteinfurt, bei der Volkshochschule in Ahlen und in Walstedde. Weitere VHS-Vorträge sind in Planung (siehe dazu die Terminübersicht am Ende dieser Seite).

 Herr Dobratz, in Ihren Referaten berichten Sie, dass E-Mobile schon viel früher als  Autos mit Verbrennungsmotor über die Straßen rollten. Wie war das damals?

Dobratz: Es wird angenommen das um 1835 ein schottischer Erfinder Namens Robert Anderson das erste Elektrofahrzeug entwickelte. Das war also 50 Jahre vor Carl Benz 1885. Bis ca. 1920 waren mehr E-Autos auf den Straßen als Benziner. Der Diesel-Pkw kam erst 1937, also vergleichsweise spät. Lademöglichkeiten für E-Autos waren damals ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. 

Ironie der Automobil-Geschichte

Als 1899 erstmals ein E-Auto die 100 km/h Marke knackte, schien es  klar, dass sich diese Technologie durchsetzen würde. Erst durch die Erfindung des elektrischen Starters konnte der Benziner in Sachen Nutzbarkeit aufholen. Das Ankurbeln von Hand war aufwendig und nicht ungefährlich. Also half ein Elektromotor (Anlasser) dem Benziner zum Durchbruch. Das ist wohl die größte Ironie in der Geschichte des Automobils. Aber die Zeiten ändern sich gerade wieder zu Gunsten des E-Autos.

 Welche Vor- und Nachteile hat das Elektroauto gegenüber Benzinern und Dieselfahrzeugen?

Dobratz: Autos mit Verbrennungsmotoren produzieren schädliche Abgase. Die verbreitet das Auto dort, wo es fährt. So sind die Menschen diesen Schadstoffen direkt ausgesetzt. Hinzu kommt der große Nachteil, dass der Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren sehr klein ist, meist unter 20 Prozent. Der Elektromotor hingegen hat einen Wirkungsgrad von über 90  Prozent. Damit wird fast die gesamte Energie in Vortrieb umgesetzt. Beim Verbrenner ist es  nicht mal ein Fünftel. 

Keine Abgase, kein Lärm

Das Argument, dass E-Autos auch Abgase hätten, diese aber am Schornstein des Kohlekraftwerkes entstehen, ist nur zum Teil richtig. Denn zum einen braucht ein E-Auto wesentlich weniger Energie als ein Verbrenner  und hat deshalb auch weniger Abgase. Und zum anderen kommt der Strom nur zu einem Teil aus Kohlekraftwerken. Im Übrigen kann auch komplett mit Ökostrom gefahren werden. Das ist die beste Lösung. Dann ist da noch der Krach, der durch den Verbrennungsmotor entsteht. Auch Straßenlärm ist gesundheitsschädlich. Elektroautos sind leise und haben ein sehr ruhiges Fahrverhalten.

 Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung der Elektromobilität weltweit, in Deutschland und vor Ort?

Dobratz: Aktuell tut sich was. Man kann sehen, dass die etablierten Autokonzerne mehr und mehr E-Autos anbieten. Hinzu kommen einige StartUps wie „sonomotors“ aus München. Generell zeigt sich, dass die  Elektromobilität zunimmt, weltweit aber auch regional. Führend ist Norwegen, aber auch China und die USA sind sehr weit. Aber auch in Deutschland hat sich im Jahr 2021 einiges getan. 

Fahrstrom von der Sonne

Auch deutsche Unternehmen können gute Elektroautos bauen. Sogar die Post ist mit ihrem Tochterunternehmen Streetscooter unter die E-Autobauer gegangen. Sie will ihren kompletten Fuhrpark auf  Strom umstellen. "Die Firma sonomotors aus München hat sogar ein Solarauto entwickelt, das zu seiner 250 km langen Reichweite zusätzlich bis zu 30 km nur mit Strom aus seinen Solarzellen fährt.

Wie gut ist die Ladeinfrastruktur für E-Autos in Drensteinfurt und Umgebung, also vor allem in Hamm und Münster, ausgebaut?

Dobratz: In Drensteinfurt reichen die Ladestationen am Bahnhof, am Rathaus und an der Q1-Tankstelle derzeit noch aus, weil in der Regel mindestens einer der beiden Anschlüsse frei ist. Für eine Großstadt wie Hamm ist die einzige Ladesäule im Zentrum viel zu wenig. Und die steht auch noch in der Tiefgarage am Bahnhof und ist am Wochenende nicht erreichbar. In Münster gibt es rund zwei Dutzend Ladesäulen, die teilweise in den teuren Parkhäusern stehen und schon oft blockiert sind. Auch hier gibt es großen Nachholbedarf, um auf ein vielfach höheres Niveau wie in Städten wie Dortmund oder Düsseldorf zu kommen.

 Was können die Kommunalpolitik und die örtliche Wirtschaft in Sachen E-Mobilität tun?

Dobratz: Die Sache kann durch die kommunalen Verkehrsbetriebe gefördert werden, indem sie den Busverkehr auf E-Antrieb umstellen. Das machen immer mehr Städte und Gemeinden. Das lohnt sich gesundheitlich und auch wirtschaftlich, weil der Betrieb deutlich günstiger ist. Nach einiger Zeit amortisiert sich die teurere Anschaffung wegen geringerer Energie- und Wartungskosten. Außerdem sollten mehr Ladesäulen aufgestellt und das Bezahlsystem vereinfacht werden. Da besteht noch großer  Handlungsbedarf. Es ist ebenfalls möglich, dass  eine Gemeinde Elektroautos auf Busspuren erlaubt oder freies Parken für sie ermöglicht. Das sieht das Elektromobilitätsgesetz des Bundes ausdrücklich vor, wenn das Auto ein „E“ am  Ende des Nummernschildes hat.


 Was hat es mit der neuen  THG-Quote auf sich, über die jetzt so viel zu lesen ist?

DobratzSeit dem 1. Januar 2022 können Besitzerinnen und Besitzer von reinen Batterieautos durch die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) Geld für die eingesparten CO2-Emissionen erhalten. Dafür wird das E-Auto beim Stromanbieter oder einem Abwicklungsunternehmen registriert. Das geht mit der Zulassungsbescheinigung des Fahrzeugs. Weil das E-Auto Treibhausgase einspart, wird der Halter also dafür belohnt.

Über folgenden Link können Sie Ihre THG-Quote anrechnen lassen:

Wenn Sie diesen Link verwenden, erhält unser Interview-Partner Manuel Dobratz eine kleine Provision. Ihre Prämie ist davon nicht betroffen. Sie bekommen diese in voller Höhe ausbezahlt. Sie unterstützen damit Herrn Dobratz der als freiberuflicher Dozent Faktenwissen über die Elektromobilität vermittelt. Leider gibt es immer noch zu viele Falschaussagen über dieses Thema.


 

Elektroauto-Experte Manuel Dobratz beim Laden eines Renault Zoe an der E-Tankstelle vor dem Drensteinfurter Bahnhof, der bislang einzigen öffentlichen Ladesäule in der Stadt.                                                       Foto: Münch

 

E-Mobile gab es lange vor den ersten Benzinkutschen. Hier ein Elektrowagen der 1899 gegründeten Columbia Automobile Company.                                       Foto: flickr

 

Solarauto des 21. Jahrhunderts: Der Sion produziert mit seinen Photovoltaik-Modulen selbst Fahrstrom. Er soll 2019 ausgeliefert werden.                     Foto: Sonomotors

 

Den StreetScooter baut die Post selbst.        Foto: Münch

Der StreetScooter hat Platz für 80 Pakete.    Foto: Münch

 

Auch deutsche Konzerne können gute Elektroautos bauen. Davon haben sich zwei Drensteinfurter überzeugt und sind zufrieden: Der Unternehmer Hans Hesse (oben)  fährt mit seinem E-Golf des öfteren zu seiner Firma nach Hamm. Er sagt: „Es macht sehr viel Spaß mit diesem Auto. Als Zweitwagen ist es top.“      Foto: Münch

 

Der Drensteinfurter Rechtsanwalt und Notar Elmar Rademacher hat sich ebenfalls ein Elektrofahrzeug aus deutscher Produktion  angeschafft, um einen Beitrag gegen die Abgase in den Städten zu leisten. Hier lädt er seinen BMW i3 an der eigenen Ladestation vor seiner Kanzlei an der Hammer Straße.                    Foto: Münch

 


Dieses Interview erschien auch auf       weiteren Seiten im Internet:       

 > E-Blog der Firma Rüschkamp   > Westfälischer Anzeiger Online


Hier ein Video mit Aussagen von Manuel Dobratz, dass im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche in der Stadt Drensteinfurt entstanden ist.

 

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Vortragstermine des Experten

In seinen Vorträgen legt Manuel Dobratz den Fokus neben der Historie vor allem auf die heutige umweltpolitische und ökonomische Situation: „Die Luftqualität in vielen Ballungsräumen und Städten erfüllt nicht mehr die gesetzten Vorgaben. Angeheizt durch den Dieselskandal werden bei zunehmender Mobilität unserer Gesellschaft Alternativen gesucht“, sagt der Walstedder und widmet sich folgenden Schlüsselfragen:  Was planen Politik und Wirtschaft für die Zukunft des elektrischen Fahrens? Wie ausgereift sind die Technik und die Versorgung mit Fahrzeugen und Lademöglichkeiten? Wie gestaltet sich die Nutzung eines Elektro-PKW im Alltag? Selbstverständlich macht Dobratz keine Werbung für bestimmte Produkte. Seine Informationen gibt er unabhängig von der Automarke.

Hier sein nächster Vortragstermin:

29. November 2023, 19 Uhr. Ort: Bürgerhaus Nordkirchen, 59394 Nordkirchen, Am Gorbach 2


 

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!