Ein Spaßmobil für schönes Wetter Testeten wir zuletzt das schnellste und teuerste Elektroauto, so befinden wir uns heute genau am anderen Ende der Skala. Eines aber haben das 700 PS-Geschoss Tesla und der 18 PS starke Renault Twizy gemeinsam: Beide sind Spaßmobile. Und während wir feststellten, dass beim Tesla alles recht exotisch ist, so gilt das auf andere Weise auch für den knubbeligen Zweisitzer aus Frankreich. Schon wegen seiner Optik. Den Twizy hatte ich ursprünglich nicht als Test-Fahrzeug für diese Serie vorgesehen. An ihn bin ich eher zufällig im Urlaub auf der kleinen Atlantik-Insel Porto Santo geraten. Dort wird der Twizy an Touristen verliehen. Und dazu gehöre ich jetzt auch. Aus diesem Grund muss ich das Fahrzeug ausnahmsweise ohne unseren Experten Manfred Kunz testen. Denn der befindet sich im 3000 Kilometer Luftlinie entfernten Drensteinfurt. Erinnerung an Messerschmitt Das halboffene Elektromobil erinnert die Älteren von uns sofort an den legendären Messerschmitt Kabinenroller aus den 50er- und 60er-Jahren. Auch hier sitzen Fahrer und Beifahrer hintereinander. Konzipiert ist der Twizy als reines Stadt-Mobil. Dafür scheint er ideal geeignet, zumindest bei schönem Wetter. Und deshalb ist er auch genau richtig für die Erkundung einer kleinen Insel, wo die Entfernungen von einem Ort zum anderen selten weiter als 20 Kilometer sind. Weniger praktisch dürfte eine Fahrt mit dem Twizy auf einer deutschen Autobahn sein. Schon wegen der Höchstgeschwindigkeit von 84 km/h. Flügeltüren schwenken hoch Schon vor dem Start erlebe ich die erste Überraschung. Die Türen öffnen sich nicht zur Seite, sondern schwenken wie Flügel nach oben. Das ist praktisch für engste Parklücken, die sonst nur für Zweiräder geeignet wären. Die Haare flattern im Wind Der Twizy spurtet los wie es sich für ein Elektrofahrzeug gehört. Dabei ist er aber nicht so leise wie unsere bisherigen Testwagen. Wenn er beschleunigt, klingt es wie eine kleine Flugzeugturbine. Das ist auch im Innenraum gut zu hören. Denn der halboffene Twizy hat keine Seitenscheiben. Vor allem auf dem hinteren Sitz weht der Fahrtwind dem Passagier frisch ins Gesicht. Die Haare flattern. Eine willkommene Abkühlung im Hochsommer auf einer südlichen Insel. Weniger lustig dürfte es auf deutschen Landstraßen im Herbst oder Winter werden. Sportlich ausgelegte Federung Schmale Dachsäulen und die große Frontscheibe ermöglichen dem Fahrer beste Sicht nach vorn. Die Lenkung und die vier Scheibenbremsen sprechen direkt und präzise an. Die Federung ist sportlich ausgelegt. Auf den teilweise sehr kaputten Inselstraßen spüre ich jedes Schlagloch. Nichts für Leute mit Bandscheibenvorfall. Mächtig Spaß macht der kleine Flitzer trotz seiner nur 18 PS an den steilen Anstiegen auf den Bergstraßen. Wo benzinbetriebene Kleinwagen mit Sicherheit in die Knie gehen und selbst ordentlich motorisierte Jeeps herunter geschaltet werden müssen, schiebt der Heckmotor meinen Twizy zügig mit 60 bis 70 Stundenkilometern bergan. Bergab wird Strom produziert Laut Hersteller regelt der Twizy bei 80 km/h ab. Ich schaffe es auf abschüssiger oder gerader Strecke bis 84, dann ist Schluss. Sobald ich bergab fahre - und das ist auf Porto Santo oft der Fall - wird Strom produziert. Das ist auf dem Display sehr schön zu sehen. Ein Pfeil zeigt an, wie die Energie zurück in den Akku fließt. 70 km mit voller Batterie Der Stromvorrat reicht laut Renault für bis zu 100 Kilometer. Bei zügiger Fahrweise ist es deutlich weniger. In meinem Test bin ich nicht gerade zurückhaltend gefahren, habe aber mit voller Batterie immerhin fast 70 Kilometer geschafft. Sehr günstig im VerbrauchEin kompletter Ladevorgang dauert drei bis vier Stunden und kostet nach Herstellerangaben rund 1,50 Euro. Zu deutschen Strompreisen. Günstiger schafft das wohl kein anderes motorisiertes Fahrzeug mit vier Rädern. Und in vielen anderen Ländern ist der Strom noch deutlich billiger als in Deutschland. Renault vermietet die Batterien zu Monatspreisen ab 50 Euro. Sie sind nicht im Grundpreis enthalten. Dafür werden die Akkus dann allerdings auch vom Vermieter gewartet und bei Bedarf ausgetauscht.
Wo es mit Fahrrädern anstrengend ist, da kommen die Twizys mühelos hin. Auch auf der von Palmen bestandenen Insel Porto Santo. Foto: Münch
Für den hinteren Passagier bietet der französische Kabinenroller nicht so viel Platz. Der Einstieg ist mühsam. Die Beine werden links und rechts neben den Fahrersitz gelegt. Foto: Münch
Die Flügeltür schwenkt nach oben auf. Dieses Foto entstand nicht auf Porto Santo, sondern an einer Ladesäule der Stadtwerke Düsseldorf. Foto: Münch
Der Stromanschluss des Twizy. Foto: Münch
|
Der Renault Twizy vor einer alten Bockwindmühle auf der Atlantikinsel Porto Santo. Ein Bericht über die Insel kommt beim Klick auf das Bild. Foto: Münch
Der Fahrer hat eine sehr gute Sicht. Foto: Münch ![]()
Das Display zeigt es an: Beim Bremsen fließt Strom zurück in die Batterie (links oben). Die große Zahl gibt die aktuelle Geschwindigkeit an. Foto: Münch
Das Hinterteil des Spaßmobils. Foto: Münch
Und noch einmal die Vorderansicht. Foto: Münch
Sportlich ist der Twizy abgefedert. Foto: Münch
|