Seit 2015 fahren Elektrobusse in Münster

Einer der Elektrobusse, den die Stadtwerke auf der Linie 14 vom Hauptbahnhof zum Zoologischen Garten einsetzen. Hier fährt der Bus an der Endhaltestelle Zoo gerade unter seine Ladestation.                       Foto: Münch

Auf leisen Sohlen vom Bahnhof zum Zoo: Die saubere Linie 14  

Blick in Zukunft des Nahverkehrs

Ein schöner warmer Junimorgen am Hauptbahnhof in Münster. An den Bussteigen gegenüber rattert und knattert es geschäftig wie eh und je. Wolken von Diesel umwehen die Wartenden. Nach etlichen anderen fährt die Linie 8 am Bussteig C2 vor. Zwar auch ein Diesel, aber mit einer schönen Botschaft der Stadtwerbung. „Münster Klimaschutz“ prangt auf blau-grünem Logo. Darunter ganz groß: „Gemeinsam auf 100 %“. Da kommt Freude auf. Bis sich im Logo vier auf dem Bauch liegende Ziffern als Jahreszahl entpuppen: 2050. Eine lange Zeit bis zur sauberen Luft.

Doch der Weg ist das Ziel. Und ein Teil der Lösung nähert sich nach wenigen Minuten am Bussteig C1. Ein Elektrobus der Linie 14 rollt heran. Auf leisen Sohlen und abgasfrei. Eine Fahrerin übernimmt von ihrem Kollegen das Cockpit, in dem statt Tankanzeige der Füllstand der Akkus leuchtet. Dann geht‘s los in der Erwartung: „Nichts hören, nichts riechen, nicht  zittern“. Durch die Innenstadt gleitet der Bus vorbei an Rathaus und Dom, dann weiter nach draußen bis zur Endstation Zoo. Kein Ruckeln bei der Anfahrt, kein Ruß aus dem Heck. Aber  Ruhe genießen nur die Passanten. Im Innern röhrt die Klimaanlage heftig.

Noch einige kleine Zipperlein

Es sei nicht immer so laut im Elektrobus, versichern die Fahrgäste. Und auch diesmal wäre es nicht nötig. Denn die Anlage dreht viel zu hoch. Im Bus ist es empfindlich kühl. Das Personal kann daran nichts ändern. Alles läuft automatisch. Sicherlich eine „Kinderkrankheit“, die geheilt werden kann. So wie andere kleine Zipperlein, die die Elektromobile noch haben.

Der Spruch auf dem Display im Bus passte nicht ganz. Denn die Klimaanlage war sehr laut zu hören. Der Bus selbst fuhr geräuschlos.             Foto: Münch

Fahrspaß und Sicherheit

Seit 2015 setzen die Stadtwerke Münster E-Busse ein. „Wir gehörten damit zu den ersten Betrieben in Deutschland“, erklärt Florian Adler, der für die Unternehmenskommunikation der Stadtwerke verantwortlich zeichnet. Dieses Jahr kommen erstmals neue hinzu. Da darf man noch Erfahrungen sammeln. Auf der Habenseite stehen die enormen Vorteile für den Umweltschutz. Zudem schätzen die Fahrer das sanfte Rollen und die große Beschleunigung der Busse. Beides zusammen macht Spaß und erhöht die Sicherheit.

Ladevorgang in luftiger Höhe

An der Endhaltestelle Zoo hängt eine Ladestation an einem Mast fünf Meter über der Straße. Als alle Passagiere ausgestiegen sind, fährt ein Stromabnehmer vom Dach des Busses nach oben. Zehn Minuten dauert der „Tankvorgang“. Das ist mehr als genug für die nächste Runde.

Noch einmal das vertraute Rumpeln

Auf halber Strecke zurück zum Bahnhof steigen wir aus und direkt danach wieder ein in die Linie 11, um einen frischen Vergleich zur herkömmlichen Beförderung zu wagen. Sofort nimmt der Körper die vertrauten Vibrationen in sich auf. Ins Ohr rauscht das Rumpeln des Motors und nach hinten verschwinden die Dieselschwaden.

 

  

In verschiedenen Apps mit Echtzeit-Informationen über die Abfahrt an den jeweiligen Haltestellen zeigen die Stadtwerke an, welche Busse elektrisch unterwegs sind. Man erkennt es am Steckersymbol in der betreffenden Zeile. In der unteren Übersicht ist auch zu sehen, dass noch nicht jedes Fahrzeug auf der Linie 14 ein Elektrobus ist.     Screenshot: Münch

 

Vom Bussteig C1 am Bahnhof fährt der Elektrobus der Linie 14 Richtung Zoo ab.      Screenshot: Münch

 

In dem großen Kasten hinten rechts sind die Batterien des E-Busses untergebracht.   Foto: Münch

 

Zahlen und Fakten

  • Der Raum für den Dieselmotor in herkömmlichen Bussen beherbergt im E-Bus die Akkus . Die Elektromotoren befinden sich direkt in den beiden Hinterrädern.
  • Die maximale Reichweite der E-Busse liegt bei rund 50 Kilometern. Damit kann auf der Linie 14 auch eine Ladung ausgelassen werden, wenn eine der beiden  Ladestation nicht erreicht werden kann oder aufgrund von Verspätungen keine Ladezeit zur Verfügung steht. Der Linienweg ist 12 Kilometer lang.
  • Noch sind Elektrobusse deutlich teurer als Dieselbusse. Mindestens 500.000 Euro (im Vergleich zu 250.000 Euro) fallen im Jahr 2018 bei einem Zwölf-Meter-Bus an. Daher sind die Stadtwerke auf eine zusätzliche Förderung angewiesen. Diese deckt einen Teil der Mehrkosten ab, die Ersparnis im Betrieb den Rest. So sind die Gesamtkosten über die Laufzeit zwischen Diesel- und Elektrobus derzeit ähnlich.
  • Die Stadtwerke wollen ihren derzeit rund 120 Busse umfassenden Fuhrpark schrittweise auf Elektrobusse umstellen, was abhängig von der Förderung ist und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken wird. Im Jahr 2018 erweitern die Stadtwerke ihre Flotte um fünf weitere E-Busse mit Batterie, die im Sommer in Betrieb gehen sollen.
  • Elektrisch fahren die Stadtwerke auf der Linie 14 nicht nur mit großen Batteriepaketen, sondern noch moderner mit Brennstoffzellen. Zu Testzwecken setzten sie aktuell einen aus Holland geliehenen Bus ein. Der verbrennt Wasserstoff, treibt damit den E-Motor an und stößt nichts als Wasser wieder aus. Siehe dazu den Text in der rechten Spalte.

 

Start der Linie 14 am Bahnhof.   Foto: Münch

 

Fahrgäste im Elektrobus.            Foto: Münch

 

Fahrerkabine im E-Bus.              Foto: Münch

 

Der Elektrobus unter der Ladestation am Zoo in Münster.                                  Foto: Münch

 

Die Armaturen zeigen die Geschwindigkeit, den Betriebzustand und den Ladezustand des Elektrobusses an.                Foto: Münch

 

Versprechen auf einem alten Dieselbus: 100 % Klimaschutz im Jahr 2050.     Foto: Münch

 

Stadtwerke testen  Wasserstoffbus im realen Einsatz 
 
Fahrzeug aus Holland geliehen
 
Fahrgästen auf der Elektrobus-Linie 14 fällt bisweilen ein außergewöhnlicher Bus auf. Er ist nicht im Stadtwerke-Blau, sondern mit hellblau-grüner Lackierung und besonders umweltschonend unterwegs. Der Elektrobus erzeugt in einer Brennstoffzelle an Bord Strom aus Wasserstoff. Einzige Emission: harmloser Wasserdampf. Die Reichweite mit diesem System entspricht der von Dieselbussen und liegt bei rund 400 Kilometer.
 
 
Der Wasserstoffbus fährt am Prinzipalmarkt. vorbei.                    Foto: Stadtwerke Münster
 
Hintergrund des ungewöhnliches Fahrzeug-Einsatzes: Bevor die Stadtwerke Münster im Herbst 2018  selbst zwei Elektrobusse mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank in Betrieb nehmen, haben sie sich erneut einen solchen Bus vom Verkehrsunternehmen Syntus aus dem Gelderland geliehen. So können die Stadtwerke bereits vor Anlieferung ihrer eigenen Busse die notwendigen Abläufe testen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Fahrdienst und Werkstatt schulen. Betankt wird der Bus an der öffentlichen Wasserstofftankstelle der Westfalen AG in Amelsbüren. Eingesetzt wird der Bus auf der Elektrobus-Linie 14. Er wird voraussichtlich bis Anfang September in Münster bleiben.
 

Die Wasserstoff-Tankstelle der Westfalen AG in Münster-Amelsbüren.             Foto: Münch

 

Hier tankt auch der Wasserstoffbus der Stadtwerke Münster seinen Treibstoff für die Brennstoffzellen.                         Foto: Münch

 

Viel Druck: 350 bar müssen die Tanks der Wasserstoff-Busse aushalten.    Foto: Münch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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