Im Bergischen Land gibt der Generator alles 3. Juli 2015, 38 Grad im Schatten. An diesem Tag fahre ich mit dem Ford Focus Electric von Drensteinfurt nach Düsseldorf. Elf Tage später, 14. Juli: Bei 18 Grad und Dauerregen fahre ich exakt dieselbe Strecke mit dem Nissan Leaf: 122 Kilometer, davon 85 Prozent Autobahn, über die A 1 und die A 46. Durchs Bergische Land, an Wuppertal vorbei. Einige Steigungen und mehrere Hundert Höhenmeter sind zu überwinden. Die spannende Frage: Schafft das Auto das mit einer Batterieladung? In den weiteren Testmonaten fahre ich dieselbe Strecke auch mit den meisten anderen Elektroautos bei unterschiedlichen Verkehrs- und Wetterbedingungen. In allen Fällen mache ich praktisch die gleichen Erfahrungen. Wo in den folgenden Zeilen das Wort Auto steht könnte ich Ford Focus Electric genau so gut wie Nissan Leaf, Mercedes B-Klasse Electric Drive, e-Golf oder einen anderen Stromer einsetzen. Ein LKW als Leitfahrzeug Auf keinen Fall will ich unterwegs mit leeren Akkus liegen bleiben. Einige Strom-Tankstellen auf der Strecke habe ich mir vorsichtshalber markiert. Trotzdem gehe ich die Sache vorsichtig an. Auf der Autobahn suche ich mir einen LKW als Leitfahrzeug. Da klemme ich mich hinter und zockele mit Tempo 80 gen Rheinland. Bergauf steigt der Strombedarf Die langsame Fahrweise macht sich deutlich bemerkbar. Auf dem flachen Stück durchs Münsterland verbraucht mein Auto wenig Energie. Mit den ersten Anstiegen klettert dann auch der Stromverbrauch deutlich in die Höhe. Leise Zweifel kommen auf, ob ich es ohne Nachladen bis nach Düsseldorf schaffe. Überlegenheit des E-Mobils Doch sobald ich einen Höhenzug erklommen habe und talwärts rolle, wird das Auto zum munteren Stromproduzenten. Der Generator funktioniert beeindruckend. Als der Wagen zügig in die rheinische Tiefebene rollt, hat er den größten Teil des Stroms, der für die Anstiege verbraucht wurde, wieder zurück gewonnen. Für mich der bisher klarste Beweis für die Überlegenheit der E-Mobilität. Wenn ein Benzin- oder Dieselfahrzeug Hügel und Berge erklimmt, schießt der Verbrauch ebenfalls nach oben. Aber hier gilt dann: Was weg ist, ist weg. Kein Tröpfchen Sprit kommt bei der Talfahrt zurück in den Tank. Unkompliziertes Nachladen Am Ziel in Düsseldorf angekommen zeigt das Display tatsächlich noch eine sehr ordentliche Restreichweite an. Ich fahre das Auto an eine Stromzapfsäule der Stadtwerke Düsseldorf, um es für die Rückfahrt wieder voll zu laden. Das geht in diesem Fall völlig unkompliziert und vor allem kostenlos, weil die Stadtwerke derzeit einen Modellversuch durchführen: Die Karte vor das Lesegerät an der Zapfsäule halten, die Nummer der gewünschten Steckdose wählen, das Auto damit verbinden und schon geht es los. Die Tankkarte hatte ich kurz vorher im Internet beantragt. Auf Anfrage teilen mir die Stadtwerke die Strommenge mit, die ich bei der Vollladung entnehme: 16,3 Kilowattstunden waren es beim Focus. Also war mein etwas mehr als 23 kwh fassender Akkublock nach der Fahrt noch fast zu einem Drittel gefüllt. Volle Kraft voraus nach Hause Auf der Rückfahrt am Abend bin ich mutiger. Ich fahre zügig nach Hause, auch am Berg das Strompedal oft durchgedrückt, viele Überholvorgänge, die Klimaanlage voll aufgedreht. Das zieht natürlich deutlich mehr Strom aus den Batterien als auf der Hinfahrt. Aber es reicht, um die heimische Garage zu erreichen. Bei einigen anderen Autos ist die Reststrommenge sogar noch größer. |
Im "Windschatten" dieses LKW fuhr ich stromsparend über die Autobahn von Drensteinfurt nach Düsseldorf. Die Fahrtzeit war kaum zehn Minuten länger als bei sonstigen Fahrten mit ständigen Überholmanövern. Foto: Münch
An der heimischen Steckdose wurde der Nissan Leaf für die Fahrt nach Düsseldorf vollgetankt. Foto: Münch
An dieser Ladesäule der Stadtwerke Düsseldorf betanke ich die Autos mit Strom für die Rückfahrt. Foto: Münch
|