Mutter und Sohn mit ihren Elektroautos vollauf zufrieden

Chevrolet Volt als Firmenwagen, Peugeot iOn für Fahrt zur Arbeit

LÜDINGHAUSEN. Dass ausgerechnet er mal einen Sportwagen mit rasanter Beschleunigung kaufen würde, das hätte sich Jöran Kortmann (33) nicht träumen lassen. Denn er ist durch und durch ökologisch eingestellt. Als Unternehmer mit seinem Internethandel für Gärtnereibedarf. Als Kommunalpolitiker und Mitglied der Grünen-Fraktion im Lüdinghausener Stadtrat. Und als Weltbürger:  „Die Zerstörung der Umwelt und Erhaltung unserer Lebensgrundlagen ist für mich das große Menschheitsthema“, sagt er.

Wenn so einer nicht auf umweltfreundliche Elektromobilität setzt, wer dann überhaupt? Das fand er auch selbst und liebäugelte schob seit Jahren mit einer entsprechenden Investition. Andererseits beschäftigten ihn die gleichen Bedenken wie die meisten anderen Leute beim Thema E-Auto. Und die drehten sich vor allem um die Reichweite. Wie lange müsste er laden, wie oft würde er mit leeren Akkus liegen bleiben?

Baugleich mit dem Opel Ampera

„Im Herbst 2015  gab mein altes Auto seinen Geist auf. Da wurde es ernst“, erinnert sich Kortmann. Er wandte sich an Joan Hendrik Rüschkamp, der ihm als Pionier der ersten Stunde in Sachen E-Mobilität bekannt war. Und der Autohändler hatte genau das richtige Fahrzeug für ihn: einen Chevrolet Volt, der rein elektrisch fährt, zusätzlich aber einen so genannten Range Extender hat. Das ist ein kleiner Benzinmotor, der anspringt, wenn die Ladung der Batterie zur Neige geht und diese während der Fahrt wieder füllt. Der Volt ist baugleich mit dem Opel Ampera, den Joan Hendrik Rüschkamp selbst seit Jahren fährt.

Alle Kunden gut erreichbar

Der Wagen erfüllt fast alle Erwartungen, die Jöran Kortmann an ein Firmenfahrzeug hat. Er besucht damit Lieferanten und Kunden in den umliegenden Orten einschließlich Dortmund und Münster. Er nutzt ihn für Service- und Lieferfahrten und verbraucht dabei kaum Benzin. Mit vollen Akkus schafft der Volt im Durchschnitt 50 Kilometer. Das reicht in der Regel aus. Ab und zu lädt Kortmann unterwegs Strom nach und betont: „Sprit habe ich in den anderthalb Jahren seit dem Kauf keine zehn Mal getankt.“ Von dem Antriebskonzept ist er begeistert. Deshalb nimmt er es auch in Kauf, dass er jetzt mit einem Auto über die Straßen flitzt, das eigentlich nicht zu ihm passt. Trotzdem juckt es ihn manchmal im Fuß, wenn er einen Porsche an der Ampel stehen lassen könnte.

Weg von Benzin und Diesel

Das Interesse an Alternativen zu Benzin- und Dieselautos lernte Jöran Kortmann von seinen Eltern. Sie setzten zunächst auf Kraftstoffe aus nachwachsenden Pflanzen, zum Beispiel Bioethanol E 85. Das setzte sich aber im PKW-Bereich nicht durch, zumal dabei auch „wertvolle Rohstoffe verbraucht werden“, wie Eva Kortmann betont. Seit sechs Wochen fährt sie nun ein reines Elektroauto, einen Peugeot iOn. Sie braucht den Wagen für die Fahrt zur Arbeit in Münster.

Stadtwerke bauen Hürden auf

Ganz bewusst hat sie das Auto im Frühjahr gekauft.  „Aufgrund der eingeschränkten Reichweiten war es mir für den Winter zu unsicher, ob und wie ich täglich nach Münster hin und zurück komme. Die Erfahrung der ersten Wochen zeigt, dass eine Reichweite von 120 Kilometer  ohne Heizung und bei gemäßigter Fahrweise realistisch ist“, erklärt sie. Sehr praktisch wäre es für sie, ihren Wagen an einer Ladestation der Stadtwerke Münster zu tanken. Allerdings verlangen die Stadtwerke für jeden Ladevorgang 9,90 Euro. Unabhängig davon wieviel man braucht. Kostenlos können nur die Kunden der Stadtwerke Münster deren Stromtankstellen nutzen. Dazu ist Eva Kortmann aber nicht bereit, weil sie einen Vertrag mit dem Ökostrom-Anbieter EWS hat und diesen auch nicht kündigen wird.

Lösung mit dem Arbeitgeber

„Aktuell hoffe ich, mit meinem Arbeitgeber zu einer Lösung zu kommen, die mir ein Auftanken in der Nähe des Arbeitsplatzes während meiner Schreibtischarbeitszeit ermöglicht, damit ich dann auch meinen Job im Außendienst bei Hausbesuchen in Münster mit meinem kleinen Flitzer wahrnehmen kann.“ Diese Hausbesuche sind der eigentliche Grund, warum sie seit 25 Jahren überwiegend mit dem Auto nach Münster fährt und nicht öffentliche Verkehrsmittel benutzt.

Einige Probleme noch zu lösen

Wenn Eva Kortmann und ihr Mann ausnahmsweise einmal weitere Strecken mit dem Auto fahren, dann tauschen sie das Fahrzeug einfach mit ihrem Sohn. Wie der ist auch Eva Kortmann vom elektrischen Autofahren begeistert. Sie räumt aber ein: „Noch sind dabei nicht alle Probleme gelöst und es bedarf einer veränderten Einstellung zur Mobilität.“

 

 

Zurück auf Start

Unternehmer Jöran Kortmann mit seinem elektrischen Firmenwagen auf dem Geschäftsgelände an der Olfener Straße in Lüdinghausen.                             Foto: Münch

 

Seit Frühjahr 2017 fährt Eva Kortmann mit ihrem voll elektrischen Peugeot iOn zur Arbeit nach Münster und zurück.                                                 Foto: Kortmann

 

Jöran Kortmann am Steuer seines Volt.       Foto: Münch

 

Eva Kortmanns Peugeot iOn auf dem Firmengelände der Familie an der Olfener Straße.                Foto: Kortmann

 

An einer eigenen Ladestation auf dem Firmengelände, einer so genannten Wallbox, lädt Jöran Kortmann sein Elektrofahrzeug.                                        Foto: Münch

 

Das Ende der Reichweitenangst  

  • Die beiden Elektroautos der Familie Kortmann sind Modelle, die schon vor einigen Jahren auf den Markt kamen. Die Autos der neueren Generation im Jahr 2017 haben realistische Reichweiten von über 300, 400 oder 500 Kilometer. Je nach Kapazität der Akkus und Geldbeutel der Käufer.
  • Reichweitenangst muss niemand mehr haben. Das Netz von Stromtankstellen wächst in Deutschland jährlich vierstellig und lag 2017  schon bei über 7000.
  • Zudem werden Ende 2017 auf fast allen deutschen Autobahnraststätten Schnellladestationen mit einer Kapazität von 50 Kilowatt stehen, an denen moderne E-Autos ihre leeren Akkus in einer halben Stunde zu 80 Prozent aufladen können.
  • In fünf bis zehn Jahren soll die Ladefähigkeit künftiger Autos und Stromzapfsäulen auf bis zu 1000 Kilowatt steigen. Dann würde der Ladevorgang nur noch wenige Minuten dauern.
 

 

Dieser Artikel erschien auch im

Elektromobilitäts-Blog der Firma Rüschkamp

und in den

Ruhr Nachrichten

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