Der Umwelt und künftigen Generationen zuliebe                  Ein Plädoyer für Elektromobilität

 

Ein halbes Jahr Fahrspaß pur

Von Juni bis November 2015 haben KFZ-Meister Manfred Kunz, ehemaliger "Gelber Engel" des ADAC, und ich Elektroautos getestet. Das war zuallererst ein halbes Jahr Fahrspaß pur. Die E-Mobile fahren sich leicht und locker, ruhig und sicher, spritzig und rasant. Benzin- oder Dieselautos in ihrer Klasse sind sie fast durchweg deutlich überlegen.

Wir stellten die Elektroautos vor, die im Testzeitraum auf dem deutschen Markt angeboten wurden. Dabei haben wir nur die rein elektrisch angetriebenen Autos ausgewählt, nicht die Hybrid-Fahrzeuge oder Plug-in-Hybride, die elektrisch unterstützt, aber von einem Verbrennugnsmotor angetrieben werden. Rein elektrisch fahren auch die Wagen mit Range Extender wie Opel Ampera oder Chevrolet Volt. Deshalb haben wir sie in unsere Reihe hier mit aufgenommen.

Genügend Reichweite im Alltag

Der dominierende Punkt bei der Diskussion über Elektroautos ist die angeblich mangelnde Reichweite. Das war fast bei jedem Gespräch im Laufe unserer Testwochen so. Ich selbst habe die Reichweite der Autos nicht als gravierende Einschränkung der Alltagstauglichkeit empfunden. Den Löwenanteil aller beruflichen und privaten Fahrten schafften die Batterien. Dass dies allgemeingültig ist, zeigen einschlägige Statistiken. Siehe dazu die Ausführungen und Links auf der Seite Reichweite in diesem Blog.

Großer Aktionsradius

Mein Aktionsradius umfasste von Drensteinfurt aus Richtung Süden das gesamte Ruhrgebiet und das Rheinland bis Düsseldorf und Leverkusen. Nach Norden und Westen war es das gesamte Münsterland bis zur holländischen Grenze und ins angrenzende Niedersachsen bis nach Osnabrück. Dabei musste ich an einzelnen Tagen am Zielort an einer öffentlichen Stromstation nachladen. Da ich dort etwas zu erledigen hatte oder jemanden besuchte, waren die Pausen ohnehin notwendig. Die einzigen Einschränkungen waren bisweilen die fünf bis zehn Minuten langen Fußwege von der Ladestation zu meinem Ziel. Aber Bewegung ist ja bekanntlich ganz gesund.

Lernprozess zum Energiesparen

Natürlich mussten wir  umdenken und lernen, beim Laden der Akkus Geduld zu üben. Und wir haben ganz automatisch trainiert, energiesparend zu fahren, weil die Elektroautos das auf vielfältige Weise anzeigen. Eine Strecke von 125 Kilometern aus dem Münsterland durch das Bergische Land nach Düsseldorf lässt sich mit Bleifuß auf dem Gas- oder Strompedal fünf bis zehn Minuten schneller bewältigen als mit zurückhaltender Fahrweise. Der Enegieverbrauch aber liegt im ersten Fall um gut 30 Prozent höher.

Alaska, Nordpol, Fukushima

Was aber sind ein wenig Geduld und ein paar Unbequemlichkeiten gegen die fortschreitende Zerstörung des Planeten durch aggressive Ölförderung in immer größeren Meerestiefen oder den empfindlichen Ökosystemen Alaskas oder bald auch in der Arktis? Über Atomstrom sollten wir nach der Katastrophe von Fukushima sowie angesichts der schon jetzt astronomischen Kosten und drohenden Gefahren für die Lagerung des Atommülls nicht mehr reden müssen.

Ideale Speicher für Ökostrom

Richtig rund läuft die Elektromobilität natürlich erst, wenn die Energie fürs Fahren zum großen Teil oder eines Tages komplett regenerativ erzeugt wird. Umgekehrt könnten elektrische Fahrzeuge in größerer Zahl mit ihrer dezentral verteilten Speicherkapazität gerade einen wichtigen Beitrag zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien leisten. Wenn sich nachts die Rotoren der Windkraftanlagen drehen, wird in Industrie und Haushalten wenig Strom gebraucht. Das ist aber genau die Hauptzeit, in der Elektroautos ihre Akkus wieder füllen.

Volkswirtschaftliche Kosten

Dass sich der Strombedarf der Menschheit komplett mit Wasser-, Wind- und Solarkraft erzeugen lässt, muss technisch nicht mehr bewiesen werden. Das gilt auch dann, wenn die meisten Autos künftig elektrisch fahren sollten. Die Sonne schickt Tag für Tag das Tausendfache der benötigten Energie zur Erde. Das Gegenargument ist die Wirtschaftlichkeit. Doch wenn die tatsächlichen volkswirtschaftlichen und ökologischen Kosten ehrlich in die Rechnung eingehen würden, kämen die versteckten Subventionen für die Ölwirtschaft ans Tageslicht. Dann wäre deutlich, dass die regenerative Energie auch die ökonomischste ist.

Einen wichtigen Anstoß geben

Das relativ kleine Deutschland kann nicht das Weltklima retten. Aber es kann einen entscheidenden Anstoß zum Ausbau der Elektromobilität geben. So wie es mit dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz schon einmal geschehen ist. Das Gesetz wurde weltweit von mehr als 50 Staaten übernommen und hat überhaupt erst für den Aufbau größerer Kapazitäten in der Windkrafterzeugung und der Photovoltaik in Europa, China oder den USA geführt. Dass ein Großteil der deutschen  Solarindustrie dabei chinesischen Dumpingpreisen zum Opfer fiel, ist eine traurige Ironie der Geschichte. Das sollte den deutschen Autoherstellern mit ihren Elektrofahrzeugen nicht passieren, wenn sie sich rechtzeitig auf dem Markt positionieren.  

Lange Fahrt mit Pausen planen

Wer seinen Wagen beruflich ständig für lange Fahrten braucht und sich keinen Tesla leisten kann, wird vorläufig wohl kaum im Alltag auf E-Mobilität umsteigen. Wer indes nur selten weite Strecken fährt, zum Beispiel in den Urlaub, der könnte seine Reise mit dem Elektroauto entsprechend planen. Ein paar Pausen zum Ausruhen oder Spazierengehen sind doch gar nicht so schlecht. Stromladestationen gibt es mittlerweile überall in Deutschland und den Nachbarländern. Ständig kommen neue hinzu. Übrigens habe ich in dem halben Testjahr nur einmal in Münster und einmal in Essen einen unerlaubt zugeparkten Ladeplatz vorgefunden. 

Angebote für den Ausnahmefall 

Wer aber seine Urlaubsfahrt so nicht gestalten will, der kann sich für die Ferien günstig ein Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor mieten. Entsprechende  Angebote halten die meisten Hersteller von Elektroautos für ihre Kunden bereit.

Hoher Preis der größte Nachteil

Derzeit ist der hohe Kaufpreis immer noch der größte Nachteil der E-Mobile gegenüber den Verbrennern. Die Elektrofahrzeuge kosten durchweg anderhalb Mal bis doppelt so viel wie ähnlich ausgestattete konventionelle Autos. Nur der Tesla wird in seiner Hundertausender-Liga noch von einigen anderen Supersportwagen locker abgehängt. Beim Preis, nicht bei der Beschleunigung. Vor allem aus zwei Gründen liegen die Preise für Elektroautos noch so hoch: wegen der teuren Speicherbatterien und der kleinen Produktionszahlen. Die Entwicklung der Batterien macht aber Fortschritte, sie werden von Jahr zu Jahr billiger.

Beim Verbrauch unschlagbar

Beim Verbrauch sind Elekroautos schon jetzt viel günstiger als herkömmliche Spritschlucker. Um den Faktor zwei bis drei - trotz der hohen Sprompreise in Deutschland. Der Grund ist in erster Linie die wesentlich effizientere Arbeit. Während der Elektromotor fast die gesamte Energie in Bewegung umsetzt, produzieren der Benziner oder Diesel neben Abgasen noch jede Menge nutzlose Wärme. Während die Energie für Elektroautos durch das vorhandene Stromnetz transportiert wird, muss der Sprit mit Lastwagen zu den Tankstellen gebracht werden. Von interessierter Seite werden zwar immer wieder Rechnungen präsentiert, die eine bessere Effizienz moderner Verbrennungsmotoren gegenüber Elektromotoren beweisen sollen. Dabei werden aber die volkswirtschaftlichen und ökologischen Folgen nicht berücksichtigt.

Verkehr größter Luftbelaster

Im Jahr 2014 betrug der Anteil des Verkehrs in Deutschland 30 Prozent am Endenergieverbrauch. Mehr als die Industrie samt Bergbau mit 29 Prozent und mehr auch als die privaten Haushalte mit 26 Prozent. Siehe dazu den großen Energiedatenbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit einer Fülle von Zahlen und Grafiken.

 

Verkehr an der Spitze:   Das  Diagramm zeigt  den  Anteil  der Sektoren am Energie-verbrauch in Deutschland im Jahr 2014. Quelle: Das Statistik-Portal.   Grafik: Münch

 

Doch während die stationären Verbraucher zunehmend erneuerbare Energien verwenden, fährt der Sektor Verkehr noch fast komplett fossil.  

Bundesregierung handelt endlich

Nun lässt die Bundesregierung ihrem Wunsch nach einer Million Elektroautos im Jahr 2020 mit einer Kaufprämie Taten nach französischem Vorbild folgen. Bei unseren Nachbarn gibt es schon seit längerem eine Prämie von mehreren Tausend Euro beim Kauf eines Elektrofahrzeugs. Wer seinen alten Diesel verschrottet, der bekommt sogar 10000 Euro für sein E-Mobil vom französischen Staat dazu.

Die Produktivität wird steigen

Mit solchen und weiteren Ideen könnten sicherlich mehr Elektroautos auf deutsche Straßen gebracht werden. Wenn die Verkaufszahlen hoch gehen und die Produktivität steigt, dann purzeln erfahrungsgemäß die Preise. Elektromobilität ist die Zukunft des Verkehrs. Sie verdient eine bessere Förderung. Der Umwelt und unseren Kindern zuliebe.

 

Staatliche Förderung

In fast allen Industrieländern außer Deutschland wird der Kauf von Elektroautos staatlich gefördert, teilweise mit Summen weit über 10000 Euro. Ein Überblick dazu auf der Seite "Förderprämien"

Der Renault Zoe (l.)  und der Peugeot iOn: Zwei französische E-Autos, die wir getestet haben.Wer sich in ihrem Herkunftsland ein Elektrofahrzeug kauft, bekommt eine  satte staatliche Prämie dazu. Es  muss  natürlich kein französisches Modell sein. In anderen Ländern  sind die  Prämien sogar noch viel höher als in Frankreich.          Foto: Münch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück auf Start

Hier noch einmal alle Elektroautos aus diesem Blog, aufsteigend sortiert nach dem Kaufpreis (Stand Ende November 2015). Bei den Fahrzeugen, die ohne Speicherbatterie verkauft werden, habe ich wegen der besseren Vergleichbarkeit die Batteriemiete für das Ranking pauschal mit 6000 Euro gewertet und in den Preis mit eingerechnet. Angegeben habe ich die Bruttopreise (einschließlich Wehrwertsteuer). Das gilt auch für die Nutzfahrzeuge.
 

                             

Renault Twizy: ab 7990  Euro plus Batteriemiete (ab 50 Euro pro Monat).                    Foto: Münch
 
 
                     

Peugeot iOn: ab 17850 Euro.           Foto: Münch

 

                  

Renault Zoe:  ab 21500  Euro.          Foto: Münch

 

                                                 

Mitsubishi i-MiEV: ab 23790 Euro.   Foto: Münch

 

                  

Smart fortwo electric drive:  ab 18910  Euro plus Batteriemiete (65 Euro pro Monat).  Foto: Münch

 

                     

VW eUp!: ab 26900 Euro.                  Foto: Münch

 

                    

Citroën C-Zero: ab 28393 Euro.       Foto: Citroën

 

              

Nissan  Leaf:  ab  28960 Euro.         Foto: Münch

 

                 

Citroën  Berlingo  Electric:  ab 23443  Euro plus Batteriekauf  oder  Batteriemiete (ab 87 Euro im Monat).                                              Foto: Citroën

 

            

Nissan  e-NV 200:  ab  30750 Euro.  Foto: Münch

 

              

Peugeot  Partner  Electric:  ab  24752  Euro  plus Batteriekauf  oder  Batteriemiete  (ab 89 Euro im Monat).                                               Foto: Münch

 

            

Kia Soul EV: ab 30790  Euro.            Foto: Münch

 

                  

Renault Kangoo Z.E. Maxi:    ab 26537 Euro plus Batteriemiete (ab 73 € im Monat).    Foto: Münch

 

          

VW eGolf: ab 34900 Euro.                 Foto: Münch

 

        

BMW i3: ab 34950  Euro.                   Foto: Münch

 

     

Chevrolet Volt: ab 36620 Euro.            Foto: flickr

 

     

Opel Ampera: ab 38620 Euro.   Foto: Woesmann

 

   

E-Mercedes B-Klasse: ab 39151 €.  Foto: Münch

 

 

Ford Focus Electric: ab 39990 €.     Foto: Münch

 

 

Tesla Model S 70D: ab 79500 €.          Foto: Tesla

 

Tesla Model S P85D: ab 111200 €.   Foto: Münch

 

Stromverbrauch und Kosten

  • In gesamten Testzeitraum fuhr ich mit allen Elektroautos zusammen               6840 Kilometer
  • Der Stromverbrauch betrug                           1220 Kilowattstunden.
  • Bei 26 Cent pro Kilowattstunde betrugen die Kosten 317 Euro
  • Mit Benzinautos vergleichbarer Größen hätte ich für die gleiche Strecke bei einem vorsichtig geschätzten Verbrauch von 7 Litern pro 100 Kilometer rund                       479 Liter Sprit verbraucht.
  • Für diese Benzinmenge hätte ich bei einem durchschnittlichen Preis von 1,30 Euro pro Liter doppelt so viel wie für den Strom bezahlt, nämlich rund                     623 Euro.

        Meine Tankstationen

  • Das Tanken des Stroms verteilte sich auf folgende Ladestellen:
  • Heimische Garage: 673 kwh
  • RWE-Stationen in Drensteinfurt, Münster, Selm, Essen und Gladbeck: 166 kwh
  • Station der Stadtwerke Münster am Ludgeriplatz: 86 kwh
  • Station der Stadtwerke Düsseldorf an der Karlstraße: 184 kwh
  • Tesla-Supercharger-Staionen in Kamen und Moers: 111kwh

 

Perfekt ist  die  Elektromobilität, wenn der Strom  für das  Auto regenerativ  erzeugt  wird  wie  in  diesem Modell mit Solar-Carport dargestellt.      Bild: Fotolia

 

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!