Zeitungsgeschichten 

 

 

Namensvetter und Mannschaftskollegen

Mit meiner Frau und meinen Söhnen besuchte ich im Jahr 2000 Freunde in Kalifornien. Wir waren zuvor noch nie in den USA gewesen. Als meine Mutter davon hörte, erinnerte sie sich an ihre Cousine, die mit ihrem Mann vor rund 40 Jahren nach Amerika ausgewandert und mit ihrer Familie am Ende auch in Kalifornien gelandet war. Der Vorschlag meiner Mutter: „Du kannst ja dann bei Kathrin mal zum Kaffee vorbei fahren.“

Das ließ sich leider nicht so spontan machen. Denn Kalifornien ist ein bisschen größer als manch einer denkt. Unsere Freunde wohnten in Walnut Creek in der Nähe von San Francisco, unsere Verwandten in San Juan Capistrano südlich von Los Angeles. Entfernung: knapp 700 Kilometer. Und das bei einem Tempolimit von 60 Meilen und längst nicht überall Autobahnen. Also holte ich den Besuch bei Kathrin und ihrem Mann Dieter zwei Jahre später alleine nach.

Frauenfußball-Sommermärchen

Wiederum ein Jahr später war ich schon wieder da. Und das lag an einem deutschen Fußballmärchen: 2003 fand die Weltmeisterschaft der Frauen in den USA statt. Das deutsche Team eilte von Sieg zu Sieg und kam ins Endspiel. Und ich hatte noch einen 500-Dollar-Gutschein von einer amerikanischen Fluggesellschaft als Wiedergutmachung für drastische Fehlinformationen.

Finale quasi um die Ecke

Also rief ich bei Kathrin und Dieter an fragte sie, ob sie Fußballfans seien und ob sie wüssten, wo das Finale stattfand. Die erste Frage bejahte Dieter, zu der zweiten holte er Informationen ein und rief am nächsten Tag zurück: „Das Endspiel findet in Carson statt, 42 Meilen von uns entfernt.“ Das ist für einen Kalifornier quasi um die Ecke. Ich buchte den Flug und besorgte bei der FIFA in Zürich zwei Akkreditierungen samt Finaltickets für "meinen Pressefotografen" Dieter und mich.

"Bin i Radi, bin i König"

Am Vorabend des Endspiels saßen wir dann gemütlich bei Kathrin und Dieter im Wohnzimmer, als es an der Haustür klingelte. Herein kam ein Nachbar, ein reifer sportlicher Herr und stellte sich vor als Ben Radenković. Bei mir klingelte es sofort im Ohr: „Bin i Radi, bin i König“. Das Lied des legendären Torwarts von 1860 München aus dem Jahr 1965: Petar Radenković. Ich fragte Ben auf Englisch, ob er von seinem Namenvetter schon mal etwas gehört habe.

Tickets von Bora Milutinović

Die Antwort: „Klar, mit Petar habe ich doch in der jugoslawischen Nationalmannschaft zusammen gespielt. Wir sind aber nicht verwandt.“ Und wegen Fußball sei er auch gekommen. Er habe da zwei Karten für das Endspiel von  Bora Milutinović bekommen, dem früheren Nationaltrainer des USA-Herrenteams. Bora möge Frauenfußball nicht so gerne, sagte Ben. Und er eigentlich auch nicht. Ja es gibt noch ganz schöne Machos. Auch unter Serben, die längst Amerikaner geworden sind.

 

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Leider habe ich kein Foto von Ben Radenković gemacht. Er war so schnell wieder weg. Dafür hier aber ein Bild von seinem Namenvetter Petar Radenković. Und wer auf das Bild klickt, der sieht den singenden Torwart: "Bin i Radi, bin i König".                                               Foto Flickr / Alle Rechte vorbehalten: micky the pixel

 

 

 

 

 

 

 

Palmen, 30 Grad und Sonnenschein: das WM-Stadion im kalifornischen Carson kurz vor dem Finale der Frauenfußball-Weltmeisterschaft am 12. Oktober 2003. Dieses Stadion war extra für die WM neu gebaut worden. Foto: Münch
 

Über den roten Teppich

Dieter und ich nahmen die  VIP-Tickets gerne. Wir hatten zwar die Pressekarten. Aber über den roten Teppich, vorbei am Champagner-Stand auf die Tribüne. Das war doch auch nicht schlecht. Vielleicht würde man ja dabei auch einem Sportpromi über den Weg laufen? So kam

es dann wirklich. Doch das ist eine neue  Geschichte. Und die kommt beim Klick auf dieses Bild:

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Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!