Zeitungsgeschichten 

 

 

Drei Riesenschlangen über der Schule

Es war Mitte der 80er Jahre, an einem Tag kurz vor den Sommerferien. Ich war junger Redakteur bei der Münsterschen Zeitung in Drensteinfurt. Wir berichteten unter anderem auch über die Nachbarstadt Sendenhorst. Dort hielt der Mieter einer städtischen Wohnung drei nicht giftige Riesenschlangen: zwei Pythons und eine Boa.


Die Wohnung befand sich ausgerechnet über der Grundschule. Deshalb hatte die Stadtverwaltung ihren Mieter mehrfach aufgefordert, seine Schlangen abzuschaffen. Aber der sah das gar nicht ein, bis es dann eines schönen Sommertages geschah: Die zweieinhalb Meter lange Boa war weg. Das war dem Schlangenhalter dann doch nicht ganz geheuer und er meldete den Verlust seines „Haustieres“.

Boa füllt das Sommerloch

Für unsere Zeitung kam diese Sache gerade Recht, um das berüchtigte journalistische Sommerloch zu füllen. Gut vier Wochen schrieben wir immer wieder darüber, mit wechselnden Aspekten. Dabei  verbreiteten wir -  natürlich sauber recherchiert – ein bisschen Angst und Schrecken unter unseren Lesern, was der Auflage natürlich nicht schadete.

Am liebsten Kaninchen

So fragten wir bei Biologen nach, was solch eine Boa den  wohl fräße. Und vor allem wie oft? Die Antwort: Am liebsten wohl Kaninchen oder andere Tiere in dieser Größe. Das würde dann für Wochen reichen. Erwachsene Menschen seien als Nahrung wohl zu groß, nicht aber Babys. Wir wollten auch wissen, wie weit sich eine Boa am Tag bewegen könne. Antwort: Durchaus zehn Kilometer.
 

 

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So ähnlich sah die Sendenhorster Boa aus. Foto: Fotolia

 

 

 

 

 

 

 

 

Keine Kinderwagen im Garten

In diesen Sommerferien stellte nicht eine Familie im Umkreis von 30 Kilometern ihren Kinderwagen unbewacht in den Garten oder auf die Terrasse.

Ausgemergelt im Abstellraum

Allmählich lief der Stadtverwaltung die Zeit davon. Denn bald war Schulbeginn. Da bemerkte der Hausmeister der Schule gespenstische nächtliche Veränderungen in seinem Gebäude. Blumentöpfe waren umgekippt, merkwürdige Spuren zogen sich durch den Flur. Also wurde die Suche in der Schule noch einmal intensiviert. Schließlich fand man die Boa tatsächlich. Sie kauerte verängstigt und ausgemergelt in der hintersten Ecke eines Abstellraumes.

Zurück in den Alltag

Und dann waren die Ferien auch schon vorbei und wir berichteten wieder über die alltäglichen Dinge des lokalen Lebens.

 

 

 

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!