Energie- und  Verkehrswende aus  einem  Guss

Der Opel Ampera-e verbraucht im Jahresmittel weniger Strom als die PV-Module auf den Dächern der Besitzer dieses Hauses am Starenweg in Senden erzeugen.                                                                                    Foto: Münch

Solarthermie und PV- Module auf dem Dach Bleibatterie im Keller E-Auto vor der Tür 

Regenerative Zukunft vorgelebt

Nachhaltig Energie nutzen - der Umwelt und dem eigenen Geldbeutel zuliebe. Das möchten viele. Am Starenweg in Senden wohnt ein Paar, das genau so lebt. Karina Mildner  und Sven Hoffmann wissen, dass Energie- und  Verkehrswende die beiden Seiten derselben Medaille sind. Deshalb verbinden sie alles miteinander, was derzeit für Haus und Auto möglich ist.

Auf ihrem Haus, dem Terrassendach und der Garage produzieren etliche Solarzellen Elektrizität und Wärme. Im Keller steht ein schwerer Blei-Akku als Stromspeicher. Und seit kurzem krönt ein Elektroauto der neuesten Generation das ganze Konzept: ein Opel Ampera-e von der Firma Rüschkamp aus Lüdinghausen. 

Gas und Benzin = Fremdworte

„Wir erzeugen viel mehr Strom als wir selbst verbrauchen“, erklärt Energieberater Sven Hoffmann. Seine große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 6 Kilowatt-Peak speist seit zehn Jahren Strom ins Netz ein. Die gut halb so große und vier Jahre alte PV-Anlage dient in erster Linie der Eigenversorgung. Zudem sorgen Thermie-Module auf zwölf Quadratmetern für Warmwasser und Heizung. Gas oder Heizöl sind für das Ehepaar am Starenweg seit Jahren Fremdworte. Seit vier Monaten gilt das auch für Benzin und Diesel.

Nicht lange gefackelt

Im vergangenen Jahr wurde der Wunsch nach einem sauber fahrenden Auto für beide immer konkreter. „Ich habe mit einem gebrauchten Tesla geliebäugelt“, erinnert sich Sven Hoffmann. „Meine Frau wollte lieber den neuen Ampera. Aber dessen Verkauf wurde  gestoppt, weil Opel den Besitzer wechselte.“ Als die beiden Sendener dann schon ein halbwegs erschwingliches Modell des amerikanischen Edel-Stromers an der Angel hatten, ging der Ampera-e plötzlich doch an den Start. Technisch zog er mit dem Tesla gleich, im Preis blieb er deutlich drunter. Da fackelten Karina Mildner und Sven Hoffmann nicht mehr lange. Am 18. Dezember holten sie ihr blaues E-Auto als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk in Lüdinghausen ab.

Leute gucken und stellen Fragen

„Seitdem macht das Fahren richtig Spaß“, sagen beide. Bis dahin waren Autos für sie nur Mittel zum Zweck. Nun genießen sie das sanfte, leise Dahingleiten. Zudem hat das Ganze eine kommunikative Seite: „Viele Leute kommen, gucken und stellen Fragen zu dem Fahrzeug. Auch Ältere interessieren sich dafür und überlegen nun, ebenfalls auf ein E-Auto umzusteigen.“ Ab und an lockt auch mal die enorme Beschleunigung des Ampera. In der Regel aber fahren beide ganz normal und neuerdings auch um die Wette.

Wer schafft größte Reichweite?

Dabei geht es nicht um Tempo, sondern um Reichweite. Jetzt im Sommer liegt Sven Hoffmanns Rekord bei 509 Kilometern mit einer Batterieladung, der seiner Frau gar bei 514 Kilometern. Da beide in Münster beschäftigt sind, reicht das für zehn Pendelfahrten zum Arbeitsplatz. Bei kaltem Temperaturen ist es weniger. Doch auch im Winter waren die 300 Kilometer für eine Tour nach Köln und zurück kein Problem. 40 Km standen hinterher noch auf der Anzeige.

Autostrom in Senden kostenlos

„Wenn wir noch weiter fahren“, sagt Sven Hoffmann, „dann halten wir eine halbe Stunde an einer Schnellladestation auf der Autobahn. Da ist der Akku zu 80 Prozent wieder voll.“ In Senden tanken sie an der heimischen Opel-Wallbox oder an einer der vier öffentlichen Ladesäulen. Um Elektromobilität zu fördern, bietet die  Gemeinde den Autostrom kostenlos an.

Größerer Festspeicher im Visier

Weil schon die kleinere der beiden Photovoltaikanlage mehr Strom liefert als das Paar im Haus verbraucht, wäre der Überschuss ideal für das Auto geeignet. Das steht aber eher nachts da, wenn die Sonne nicht scheint. So wurde auch das Speichern ein Thema. Allerdings ist der Blei-Akku im Keller mit seiner Kapazität von sechs Kilowattstunden nur der Einstieg. Die Batterie im Ampera fasst das Zehnfache. Deshalb denken die beiden Sendener E-Pioniere schon über einen wesentlich größeren Lithium-Ionen-Festspeicher nach. Die Preise dafür bewegen sich deutlich nach unten. „Im Gegensatz zu den Benzinpreisen, die wegen der US-amerikalischen  Iran-Politik wieder klettern“, sagt Sven Hoffmann. Damit rechnen sich seine Investitionen noch schneller, wenn auch aus traurigem Anlass.   

    

Diese aktuellen Fotos haben Sven Hoffmann und Karina Mildner im Cockpit ihres  Ampera-e geschossen. Im grünen Feld links wird die Reichweite angezeigt, die mit vollen Akkus bei gleichbleibender Fahrweise möglich ist: über 500 Kilometer.  Foto: Münch

 

Der Artikel erschien auch im

Elektromobilitäts-Blog

der Firma Rüschkamp und im

Internetportal enomo,

 das sich mit Produkten rund um Energieautarkie und Elektromobilität beschäftigt.

Zurück auf Start

Karina Mildner beim Abholen ihres neuen Ampera-e im Dezember 2017 im Lüdinghausener Autohaus Rüschkamp. Im Hintergrund (rot) steht ein Hotzenblitz, das legendäre deutsche Elektroauto aus den 90er Jahren.                                     Foto: Münch

 

Der grüne Wechselrichter gehört zur neueren Photovoltaik-Anlage mit 3,75 Kilowattpeak, die beiden roten Wechselrichter zu der zehn Jahre alten 6 kw-Anlage.                                            Foto: Münch

 

Der Blei-Akku kann sechs Kilowattstunden Strom speichern.                                                Foto: Münch

 

Heizung und Warmwasser werden mit Solarthermie vom Dach betrieben.                               Foto: Münch

 

Sven Hoffmann an seinem heimischen Ladegerät, einer Opel-Wallbox.                                 Foto: Münch

 

Auf dem Dach im Hintergrund gewinnen Solarthermie-Paneele Energie für Warmwasser und Hausheizung. Vorne sind einige Module der kleineren Photovoltaikanlage zu sehen.  Foto: Münch

 

Sven Hoffmann und der elektrische Opel vor dem Haus am Starenweg in Senden. Im Hintergrund ist auf dem Dach die kleinere der beiden PV-Anlagen zu sehen.                                                      Foto: Münch

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!