Zeitungsgeschichten 

 

 

Vor dem WM-Finale 1986: "Wir machen die Argentinier nass"

Es war Freitag, 27. Juni 1986. Ein schöner Sommertag im Münsterland. Mittagszeit, 48 Stunden vor dem Finale der Fußball-WM zwischen Argentinien und Deutschland in Mexico City. Meine Kollegen und ich arbeiteten in der Redaktion der Münsterschen Zeitung in Drensteinfurt an der Wochenendausgabe.

Natürlich sprach alles nur über das WM-Finale am folgenden Sonntag. Aber was konnten wir als Lokalredaktion dazu machen? Eine Umfrage mit Lesertipps auf dem Markt? Zu abgedroschen. Eine Ankündigung diverser Finalpartys? Schon geschehen. Dabei lag die Lösung eigentlich auf der Hand. Immerhin hatten wir einen ehemaligen Nationalspieler in unserer Stadt. Und nicht irgendeinen, sondern einen erfolgreichen Spielführer der DFB-Elf: Bernard Dietz.

Kapitän des Europameisters 1980

"Ennatz", so Dietz Spitzname, hatte das deutsche Team bei der Europameisterschaft 1980 als Mannschaftskapitän angeführt und mit ihm den Titel gewonnen. Das lag also noch gar nicht so lange zurück. Wenn wir von dem ein Foto und einen Tipp für das WM-Finale bekommen könnten, hätten wir unser Wochenend-Highlight zur WM mit lokalem Bezug. Die Frage war nur, ob er so kurzfristig überhaupt erreichbar war. Vielleicht war er ja sogar auf dem Weg nach Mexiko?

Cooler Spruch an der Gartenpumpe

Wir hatten Glück. Ein Anruf genügte. Wir konnten sofort kommen. Zehn Minuten später trafen wir Bernard Dietz zusammen mit seinem Sohn im Garten der Familie im Drensteinfurter Stadtteil Walstedde. Ennatz stellte sich an die Wasserpumpe, nahm seinen Gartenschlauch in die Hand und sagte einen denkwürdigen Satzt: "Wir machen die Argentinier nass!" Das war natürlich Klasse. Das Aufmacherbild für die Samstagsausgabe der Zeitung war gesichert und darunter noch der coole Spruch eines ausgewiesenen Fußballexperten.  

Schumachers Patzer

Leider kam es ja dann anders. Vor 114.600 Zuschauern im Aztekenstadion von Mexico City ging die deutsche Mannschaft gegen Maradonnas Argentinien mit 2:3 baden. Auch wegen eines schweren Patzers des sonst so sicheren Torhüters Toni Schumacher, mit dem Bernard Dietz wenige Jahre zuvor noch in der Nationalelf zusammen gespielt hatte. Ein kurzes Video zum verlorenen Endspiel 1986 hier:  Finale

 
 
Bernard Dietz schreibt seinen Vornamen übrigens  wirklich ohne "h". Das ist im südlichen  Münsterland ziemlich verbreitet. So schreibt sich auch Drensteinfurts Ehrenringträger Bernard Holtmann

 

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Bernard "Ennatz" Dietz.                                                        Foto: Flickr. Alle Rechte vorbehalten von sge_alex_23

Vom Schmied zum Profikicker

Bernard Dietz wurde am 22. März 1948 in Bockum-Hövel geboren, also nur wenige Kilometer von Drensteinfurt entfernt. Er war von Beruf Schmied, bevor er Profikicker wurde. Dietz spielte als Verteidiger in der Bundesliga für den MSV Duisburg und Schalke 04. In 495 Einsätzen schoss er als Abwehrspieler immerhin 77 Tore. In der Nationalmannschaft war er von 1974 bis 1981 in 53 Spielen aktiv und nahm an der Weltmeisterschaft 1978 teil.

Abschied am 10. Mai 1988

Am 10. Mai 1988 nahm Bernard Dietz vor 25.000 Zuschauern im Duisburger Wedaustadion Abschied von seiner aktiven Karriere. An dem Abschiedsspiel wirkten zahlreiche prominente Fußballer mit. Zum Beispiel Uwe Seeler, Gerd Müller und auch Petar Radenković, von dem an anderer Stelle auf dieser Website die Rede ist. Natürlich begleiteten wir als Lokalzeitung auch diesen bewegenden Abschied des berühmtesten Bürgers der Stadt von der großen Fußballbühne. Heute betreibt Ennatz mit seinem Sohn Christian Dietz eine Fußballschulle in Ahlen. Von der Homepage dieser Fußballschule stammt das untenstehende Foto.

Bernard Dietz im Trikot des MSV Duisburg. Das Bild stammt von der Homepage der Fußballschule Dietz.

Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt!