Der Kia mit der KI
Alt und neu auf einen Blick: Der Kia EV3 vor dem Wasserschloss Nordkirchen. Foto: Münch
EV3: 600 Kilometer Reichweite und bestes Preis-Leistungs-Verhältnis Im Jahr 2016 habe ich begonnen, Elektroautos zu testen. Damals hatte ich den KFZ-Meister Manfred Kunz, ehemaliger "Gelber Engel" vom ADAC, an meiner Seite. Wir waren beide überrascht, wie sanft, schnell und sparsam die Fahrzeuge fuhren. Nur mit der Reichweite haperte es noch oft. Seither hat sich das Angebot rasant entwickelt. Nach einer ausführlichen Testreihe über vier Jahre, stellte ich mir ein persönliches Ranking der verfügbaren Autos zusammen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot ein südkoreanisches Modell in der Golfklasse: der Kia e-Soul. Dieses Modell schaffte ich mir schließlich an und war bis heute zufrieden. Der Wagen fuhr immer zuverlässig. Die Kosten für Verbrauch und Wartung waren sehr niedrig. Reparaturen gab es nicht. Nun läuft das fünfjährige Leasing meines Autos ab. Ich bin wieder auf die Suche gegangen, habe etliche neue Elektro-Autos getestet. Unter den vielen deutschen, französischen, amerikanischen, chinesischen und japanischen Marken hat doch wieder ein Fahrzeug aus Südkorea die Nase vorn: der brandneue Kia EV3 (Stand Dezember 2024). Bei dem neuen Test war auch Manfred Kunz wieder mit von der Partie. Auf allen Feldern an der Spitze Mit seinen 204 PS spurtet der EV3 wie seine Kollegen in der elektrischen Mittelklasse zügig über Autobahnen, Land- und Bundesstraßen. Sauber und leise gleitet er durch die Stadt. Das ist nicht neu, sondern beschreibt schon seit Jahren die Überlegenheit der E-Mobile gegenüber den Verbrennen. Doch bei Akku-Größe, Reichweite, Ladezeiten und vor allem bei der digitalen Technik hat sich enorm viel entwickelt. Das gilt für die Autos vieler Hersteller. Jeder hat in speziellen Bereichen zugelegt. Hier bewegt sich der EV3 im mittleren Segment auf fast allen Feldern an der Spitze. Das gilt für das Raumangebot wie für die Reichweite, für den Fahrkomfort wie für die Ausstattung. Großer Akku:81 Kilowattstunden Und es gilt vor allem für die Kosten. Denn mit dem Neupreis von 35.990 Euro für das Basismodell bietet kein Konkurrent ein vergleichbares Paket. Und kein zweiter fährt für diesen Anschaffungsbetrag über 400 Kilometer weit. Das schafft der Kia nach dem aktuellen WLTP-Messverfahren mit einem 58 Kilowattstunden fassenden Akku. In der großen Version mit einer 81 kwh-Batterie kommt er auf über 600 Kilometer. Das schaffen sonst nur die großen und erheblich teureren Autos von Mercedes und BMW, von Tesla oder Lucid Air. Bei denen rutschen die Preise aber schnell mal in sechsstellige Sphären. Sensationeller Luftwiderstand Das hat verschiedene Gründe. Neben der langen Erfahrung der Südkoreaner mit der elektrischen Antriebstechnik und der Akku-Produktion spielt auch das Design des Autos eine wichtige Rolle. Und das ist überraschend. Denn der EV3 hat die Form eines kompakten SUV. Da sollte man eigentlich recht großen Luftwiderstand erwarten. Tatsächlich aber kommt der Wagen aber mit einem sensationellen cW-Wert von 0,26 daher. Das Kunststück ist den Ingenieuren mit aktiven Luftklappen, verkleidetem Unterboden und etlichen weiteren Ideen bei der Aerodynamik gelungen. Die Folge ist ein Energieverbrauch von durchschnittlich 15 bis 16 Kilowattstunden auf 100 Kilometern. 1-Pedal-Betrieb schont Bremsen Auch die Rekuperation, also die Energierückgewinnung beim Bremsen, Verzögern oder Bergabfahren, funktioniert beim EV3 sehr effizient. Neben Strom lassen sich dabei auch Bremsbelege sparen. In der höchsten von drei möglichen Stufen ist der 1-Pedal-Betrieb perfekt. Der Wagen verzögert zum Beispiel vor der roten Ampel sein Tempo selbstständig so weit, dass er fast ohne Fußbremse zum Stehen kommt. Endlich mit Anhängerkupplung Endlich kann ich auch wieder eine Anhängerkupplung bekommen. Nicht nur für den Fahrradträger, wie es bei anderen E-Autos üblich ist, sondern wirklich für meinen Hänger samt Gartenabfällen oder Umzugsmöbeln. Sogar einen kleinen Wohnwagen könnte ich damit ziehen. Und damit wären wir beim Thema Camping. Der EV3 kann nämlich etwas, was erst ganz wenige Mitbewerber können. Strom kommt vom Akku zurück Mit entsprechender Ausstattung speist er den geladenen Strom aus dem großen Akku zurück. Entweder aus einer Steckdose unter der Rückbank oder außen mit einem Adapter für die Ladebuchse. Und das nicht nur mit ein paar Hundert Watt für Licht oder Kühlschrank, sondern mit bis zu 3,6 Kilowatt. Damit lässt sich sogar ein Heizkörper oder ein großer Elektrogrill betreiben. Oder mehrere kleinere Geräte gleichzeitig. Für Campingfreunde bedeutet das elektrische Vollversorgung ohne externen Anschluss und lästige Kabel. Mit Fernbedienung in Parklücke Und wenn es mal eng wird mit dem Parken, dann hält der EV3 ein besonderes Schmankerl bereit. Man steigt aus und lenkt das Auto mit dem Schlüssel als Fernbedienung in die Lücke. Denn von außen hat man eine bessere Sicht. Zudem muss ich mich nicht durch die Tür dicht neben dem Nachbarauto quetschen. Ich bin ja schon draußen. Viel geht über Sprachsteuerung Im Innern des Wagens dominiert das Digitale samt großem Bildschirm. Regler und Knöpfe, die meine Generation im Auto noch innig liebt, sind rar. Sie gibt es nur noch für Klima und Lautstärke. Zunächst bin ich enttäuscht. Aber dann merke ich, dass ich für viele Funktionen weder die guten alten Knöpfe noch die Finger auf dem Display brauche. Denn ich kann mit dem Auto reden. Die Sprachsteuerung beeindruckt. Ich sage einfach, wo ich hin will und das Navi kapiert es. Ich wünsche mir eine Temperatur, ein Musikstück oder eine Telefonverbindung. Der Computer folgt aufs Wort. ChatGPT wird ins Auto integriert Und das soll sogar noch besser werden. Demnächst wird ChatGPT in den EV3 integriert. Dazu braucht man nicht einmal ein Handy. Das Fahrzeug stellt die Verbindung über die eingebaute SIM selbstständig her. Dann fährt der Kia mit KI. Ist der Wagen kabellos über Android Auto oder Apple Carplay mit dem Handy verbunden, dann erscheinen auf dem großen Bildschirm zum Beispiel das Kartenmaterial von Google Maps und die eigene Musik eines Streamingdienstes. Foto: Münch Informationen gibt es während des Ladevorgangs über die restliche Ladedauer bis 100 % und über die momentan mögliche Reichweite. Geladen wird an der heimischen Wallbox oder an öffentlichen Wechselstrom-Ladesäulen mit 11 Kilowatt und an Schnellladestationen mit bis zu 128 Kilowatt. Foto: Münch Eine schöne Info: Dieses Fenster zeigt an, wie sehr die Fahrweise Verbrauch und Reichweite beeinflussen. In diesem Fall bei einem Akku-Füllstand von etwa 70 Prozent. Bei extrem zurückhaltender Fahrweise im Eco-Modus geht es noch 556 km weit. Fährt der Fahrer wie zuletzt (hier zügig im Dunkeln mit Heizung bei - 1 Grad), dann hat er noch 384 km. Rast er mit Vollgas über die Autobahn, sind es nur 229 km. Foto: Münch Unten noch zwei Filme: ein eigenes Video über drei sehr nützliche Funktionen des EV3 und ein Fahrbericht des ADAC. | Einige Funktionen wie Sprachsteuerung, Lautstärke oder Tempomat sind am Lenkrad untergebracht, das im Winter angenehm beheizt werden kann. Foto: Münch
Der Boden des Kofferraums ist verstellbar. In der oberen Position passen sechs, in der unteren Position mindestens zehn Getränkekästen hinein. Sie lassen sich stapeln. Foto: Münch ![]() Unter dem Boden des Kofferraums gibt es Fächer für den Strom-Adapter, das Reifen-Reparaturset und Werkzeug. Foto: Münch Wird die im Verhältnis 2:1 geteilte Rückbank umgelegt, ergibt sich eine große Ebene Ladefläche für lange oder sperrige Gegenstände, zum Beispiel für das E-Bike, dessen Akku während der Fahrt geladen werden kann. Foto: Münch Genug Platz ist auf der Rückbank für drei größere Passagiere oder auch für zwei Kindersitze und eine erwachsene Person. Foto: Münch An der Schnellladesäule lädt der EV3 mit bis zu 128 kw. Foto: Münch
Hier ein Artikel dazu in den Ruhr Nachrichten und der Link zu dem Online-Bericht |